Xiaomis Versprechen könnte eine Marketing-Aktion im Vorfeld eines kolportierten Börsenstarts sein.

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Es ist eine Ankündigung, mit der man in Zeiten von 1.000-Euro-Spitzensmartphones eher nicht rechnet. Xiaomi, eine Größe am asiatischen Markt und laut IDC immerhin viertgrößter Handyhersteller der Welt, will künftig seine Profitmarge für Hardware beschränken.

Maximal fünf Prozent nach Steuern will man mit dem Verkauf von Smartphones, Smart-Home-Geräten und anderer Elektronik in Zukunft einnehmen. Nicht nur das: Stellt man nach Ablauf eines Kalenderjahres fest, dass die Einnahmen höher als geplant ausgefallen sind, möchte man den Überschuss auf "angemessene Weise" den Kunden zurückgeben. Details zur "Refundierung" hat man nicht genannt. Plausibel wären wohl Guthaben für digitale Angebote.

Aber handelt es sich bei der Ankündigung wirklich um einen Akt der Bescheidenheit oder Güte gegenüber den eigenen Fans? Die Antwort: "Jein", mit allerdings nur kleinem "Ja"-Anteil.

Viele Hersteller arbeiten mit niedriger Marge

Interessant ist freilich das Versprechen, dass man "für immer" an der 5-Prozent-Schranke festhalten will. Für Xiaomi würde das bedeuten, dass man die bisherige Strategie beibehält. Schon bisher war das Unternehmen für seine "kompetitive" Preissetzung bekannt, erinnert Techcrunch.

Allerdings machen die meisten Smartphone-Hersteller nur geringen Gewinn mit ihren Geräten. Eine der wenigen Ausnahmen ist Apple. Der Hersteller, der seit jeher mit höheren Preisen unterwegs ist, macht daher bei einem globalen Marktanteil von 18 Prozent für seine iPhones nach Schätzungen von Analysten 87 Prozent aller Umsätze. Einige Hersteller haben sich Apples Strategie mittlerweile zum Vorbild genommen.

Das Geld bringt nicht die Hardware

Dass man kaum Geld mit Hardware verdient, ist für Xiaomi nicht neu. Hugo Barra, der ehemalige Chef des internationalen Geschäfts, erklärte dereinst in einem Interview sogar, dass man eigentlich nichts auf diesem Wege verdiene. Unternehmenschef Lei Jun verglich seinen Konzern einmal mit Amazon. Angelehnt an dessen Strategie mit Kindle- und Fire-Geräten gibt man Smartphones relativ günstig her und versucht anschließend, Einnahmen durch den Verkauf von Accessoires und digitalen Zusatzinhalten zu lukrieren.

Damit diese Strategie gut funktioniert, muss man freilich viele Geräte verkaufen. Dementsprechend bietet Xiaomi auch ein pralles Portfolio an Smartphones – von der Budget-orientierten "Redmi"-Reihe bis hin zu ausgewachsenen Flaggschiffen, die sich vor den neuesten iPhones und Samsung Galaxy-Geräten nicht verstecken müssen.

PR-Push vor möglichem Börsengang

Dass man jetzt mit einem solchen "Versprechen" an die Öffentlichkeit tritt, könnte auch strategische Gründe haben. Chinesische Medien berichten, dass Xiaomi im Mai einen doppelten Börsengang anstrebt – einmal in China selbst und einmal in der international orientierten Sonderverwaltungszone Hongkong. Das Unternehmen wird laut Bloomberg derzeit auf einen Wert von 100 Milliarden Dollar geschätzt. (gpi, 26.4.2018)