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Daniel Ricciardo will nicht die zweite Geige spielen.

Foto: AP/Wong

Baku – Sebastian Vettels Alltag in der Formel 1 könnte im nächsten Jahr komplizierter werden. Denn ein alter Weggefährte gilt als heißer Kandidat auf das zweite Cockpit bei Ferrari, die Scuderia interessiert sich für Daniel Ricciardo – und der hat eines längst klargestellt. "Ich spiele nicht mehr die zweite Geige", sagte der Australier. Er werde nicht "die Trauzeugin" seines Teamrivalen sein.

Vor dem Großen Preis von Aserbaidschan am Sonntag (14.10 Uhr, ORF 1) ist Ricciardos Zukunft eines der heißen Themen im Fahrerlager. Der Vertrag des 28-Jährigen bei Red Bull Racing endet nach dieser Saison, und der Sieger des vergangenen Rennens in China ist in einer ziemlich starken Verhandlungsposition.

Sowohl Ferrari als auch Mercedes könnten theoretisch zugreifen. Vettels Teamkollege Kimi Räikkönen, die klare Nummer zwei bei den Italienern, hat seinen Sitz nur noch für dieses Jahr sicher. Das Gleiche gilt bei den Silberpfeilen für Valtteri Bottas, die Vertragsverlängerung von Weltmeister Lewis Hamilton wird dagegen erwartet. Im Rennen um Ricciardo scheint Ferrari die Pole-Position innezuhaben. So wird über ein exklusives Verhandlungsrecht bis Ende Juni gemunkelt, das sich die Scuderia gesichert haben soll. Ein Wiedersehen Vettels mit Ricciardo ist damit nicht mehr unwahrscheinlich. Die besten Erinnerungen hat der Deutsche nicht. 2014, in seinem enttäuschenden letzten Jahr bei Red Bull, wurde er von seinem damals noch recht "grünen" Stallrivalen klar geschlagen. Und ein neues Teamduell fände nun unter völlig anderen Vorzeichen statt.

Entscheidung im Sommer

Ferrari müsste sich dabei auch entscheiden, wie viel die Harmonie wert ist, die aktuell mit Vettel und dem treuen Helfer Räikkönen herrscht. Und ob man sich ein echtes internes Duell leisten will. "Momentan ist Seb auf jeden Fall glücklich mit seinem Teamkollegen", sagt Ricciardo, "das kann jeder sehen."

Bei Red Bull sind angesichts des möglichen Wechsels leichte Zeichen von Nervosität zu erkennen. "Spätestens in der Sommerpause", sagte Teamchef Christian Horner, "soll er sich entscheiden."

Den Status als wichtigste Figur auf dem Transfermarkt hat sich Ricciardo erarbeiten müssen. Trotz starker Leistungen stand er in der Wahrnehmung meist irgendwie im Schatten der Teamkollegen. Erst fuhr der vierfache Weltmeister Vettel neben ihm, nun ist es das "Jahrhunderttalent" Max Verstappen. Der Australier holte weit mehr WM-Punkte als der gehypte Niederländer. Ricciardo gilt als starker Racer, seine sechs Siege schaffte er von einem Startplatz außerhalb der Top drei. Zudem neigt er nicht zu wahnwitzigen Manövern. "Ich habe", sagt er, "sicher das Zeug zum Weltmeister." (sid, red, 26.4.2018)