Zu den einstigen Besitzern von Leonardo da Vincis "Salvator Mundi" gehörten die englischen Könige Karl I. (1600-1649) und Karl II. (16301685). 1650 fertigte Wenceslaus Holler einen Kupferstich, der zu diesem Zeitpunkt bereits vorgenommene Übermalungen dokumentiert.

Foto: Christie’s

Um 1900 gelangte das Bild als Werk des Leonardo-Nachfolgers Bernardino Luini in die Cook Collection (Doughty House, Richmond, London). Eine Fotoaufnahme zeigt das damalige Ausmaß an neuerlichen Übermalungen.

Foto: : Cook Collection, Christie’s

Ab 2007 wurde das Werk einer umfangreichen Restaurierung unterzogen. In einem ersten Schritt erfolgte die Abnahme sämtlicher historischer Retuschen, die in Umfang eher einer völligen Übermalung glichen. Diese Aufnahme zeigt den Status während der Restaurierung.

Foto: Christie’s

Eine Infrarotreflektografie zeigt die Unterzeichnungen des Gemäldes, etwa auch die Pentimenti (z.B.: Daumen der rechten Hand), wie die während des Malprozesses vom Künstler vorgenommene Korrekturen genannt werden.

Foto: Christie’s

"Salvator Mundi" im gegenwärtigen und retuschierten Zustand, der dem originalen sehr viel näher ist als er es in den vergangenen 400 Jahren war.

Foto: Christie’s

Das Gemälde Salvator Mundi wird wohl noch Generationen von Experten beschäftigen, wenngleich aus unterschiedlichen Gründen. 450,3 Millionen Dollar markiert bis auf weiteres den höchsten je in einem Auktionssaal erzielten Kaufpreis. Für ein knapp 66 mal 46 großes Stück Walnussholz mit dem Konterfei des "Erlösers der Welt".

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Der saudische Kronprinz Mohammed Bin Salman (links) und der Kronprinz der Vereinigten Arabischen Emirate Mohammend Bin Zayed (rechts) matchten sich bei der Auktion unwissentlich und trieben den Preis so in die Höhe, wie "Daily Mail" berichtete.
Foto: Getty Images / Anadolu Agency

Gemalt von Leonardo da Vinci, wie die Mehrheit der Experten versicherte, von seinen Schülern und Restauratoren, meinen andere. Der Zustand des mehr als 500 Jahre alten Gemäldes sorgt noch immer für Debatten. Zum besseren Verständnis: Holztafeln gehören als Bildträger von jeher zu den Sorgenkindern von Restauratoren: weil sich alte Leimfugen öffnen oder die Tafel aufgrund ungünstiger klimatischer Bedingungen springt. Davon ist die Malschicht stets unmittelbar betroffen, und es hat Risse und Farbabplatzungen zur Folge.

Salvator Mundi ist eines jener Werke und muss mehrmals früh in Behandlung gewesen sein. Etwa als es noch im Besitz von König Karl I. war. Ein 1650 nach dem Gemälde gefertigter Kupferstich belegt, wie massiv die ursprüngliche Malerei bereits durch Retuschen verändert worden war. Bis 1904 erfolgten weitere Maßnahmen, wie eine fotografische Aufnahme belegt, als sich das Bild in einer britischen Privatsammlung befand.

Übermaltes Konterfei

Gemessen am Umfang der im Laufe der Jahrhunderte und wohl weit über das Schadensbild hinaus erfolgten Retuschen hatte eine völlige Übermalung stattgefunden. 2007 wurden all diese Malschichten abgenommen. Davon befreit blickte einem ein von Fehlstellen überzogener und insgesamt überaus ramponierter Christus entgegen. Ein Zustand während der Restaurierung und nicht davor, wie die missverständlich formulierten Angaben im Auktionskatalog nahelegten.

Die Aufnahme ging in den Tagen nach der Versteigerung um die Welt: Via Twitter hatte sich der ehemalige Direktor des Metropolitan Museum Thomas Campbell spöttisch gefragt, ob dem Käufer der Zustand des Werkes angesichts des Kaufpreises wohl bewusst sei. Ein Schlagabtausch unter Experten war die Folge.

Ob detaillierte Zustandsberichte über eine Mona Lisa oder das Letzte Abendmahl nicht ein ähnliches Ergebnis zutage fördern würden? Das sei nur eine Sicht auf die Dinge, legte Campbell nach, gesichert sei, dass die Restauratorin Dianne Modestini nun zu den teuersten lebenden Künstlern der Welt gezählt werden müsse.

Eine provokative Plattitüde. Denn Modestinis Retuschen sind, sieht man vom notwendigen Umfang ab, perfekt und orientieren sich an der ursprünglichen Fassung des Werkes, wie Infrarotaufnahmen zweifelsfrei belegen. Der gegenwärtige Zustand des Salvator Mundi ist dem Original folglich sehr viel näher, als er es in den vergangenen 400 Jahren war.

Verwirrung um Käufer

Von Christie's als eine Trophäe inszeniert, wanderte das Werk Leonardo da Vincis in den Nahen Osten ab. Knapp drei Wochen nach der Auktion war dies über internationale Medienberichte durchgesickert, die sich in Details allerdings auch widersprachen.

Dabei ging es um die Rolle von Prinz Bader bin Abdullah bin Mohammed bin Farhan al-Saud. Laut New York Times und Wall Street Journal habe der Studienkollege und Funktionär von Mohammed bin Salman Al Saud (MbS) das Bild stellvertretend für den saudischen Kronprinzen erworben. Reuters berichtete jedoch, Bader habe es im Auftrag des Kulturministeriums von Abu Dhabi ersteigert.

Was nun, fragen sich Interessierte, zu deren Verwirrung auch der Louvre Abu Dhabi beitrug, der eine öffentliche Präsentation ankündigte. Zuletzt galt MbS als Käufer und wertete man den Erwerb als Zeichen für die arabische Modernisierungspolitik. Nun hat das Rätselraten ein Ende: Ende März erschien in der britischen Daily Mail ein Artikel, der das Mysterium endgültig klären dürfte.

Demnach waren sich zwei Kronprinzen unwissentlich in die Quere gekommen: einerseits MbS und andererseits Mohammed Bin Zayed aus den Vereinigten Emiraten. Beide hatten, mit dem Ziel, den potenziellen Interessenten Katar aus dem Feld zu schlagen, unabhängig voneinander auf das Gemälde geboten und den Preis so in die Höhe getrieben. Zur Freude von Christie's und vor allem des Verkäufers, des russischen Milliardärs Dmitri Rybolowlew, der für das Werk einst "nur" 127,5 Millionen Dollar bezahlt hatte.

Veränderungen "Salvator Mundis" von ca. 1650 bis 2017.
Fotos: Cook Collection, Christie’s/Standard Grafik

Laut Daily Mail sei MbS jedoch aus seinem Umfeld für den Ankauf massiv kritisiert worden. In weiterer Folge habe er deshalb Salvator Mundi gegen eine 450 Millionen Dollar teure Yacht aus der Luxusflotte des Kronprinzen von Abu Dhabi eingetauscht. (Olga Kronsteiner, 28.4.2018)