Foto: Lisi Specht
Fotos: Lisi Specht
Fotos: Lisi Specht

Das Wiener Künstlerehepaar Brigitte Trieb und Giovanni Rindler wohnt in einem Altbau im zweiten Bezirk, wo sich alles um Bilder und Skulpturen dreht – und um den einst violetten Josef-Hoffmann-Tisch.

"Wir umgeben uns gerne mit Kunst, wie man unschwer erkennt. Die meisten Bilder und Plastiken, die bei uns zu sehen sind, stammen von Studienkollegen oder Freunden. Manche sind Geschenke oder Tauschgeschäfte, und so gibt es zu jedem einzelnen Kunstwerk eine Geschichte, einen ganz eigenen persönlichen Hintergrund. Spannend wird es immer, wenn neue Kunstwerke dazukommen. Dann kommt es zur stillen Rebellion zwischen den einzelnen Exponaten.

"Sobald eine neue plastische Arbeit dazustößt, bekommt sie einen temporären Ehrenplatz auf dem Esstisch." Brigitte Trieb und Giovanni Rindler in ihrem Wohnzimmer.
Foto: Lisi Specht

Als wir das große rot-violette Bild, das hinter uns an der Wand hängt, bekommen haben, ein Hochzeitsgeschenk wohlgemerkt, mussten wir aufgrund der Größe des Bildes umfangreichere Rochaden vornehmen. Ein besonde- res Begrüßungsritual haben wir bei den Skulpturen. Sobald eine neue plastische Arbeit dazustößt, bekommt sie einen temporären Ehrenplatz auf dem Esstisch – so lange, bis die nächste Arbeit folgt.

Kurz vor dem Interview-Termin haben wir nachgezählt: Im Wohnzimmer haben wir rund 65 Kunstwerke, in der ganzen Wohnung weit über hundert. Ohne Kunst ist ein Wohnen für uns einfach unvorstellbar. Die Kunst ist etwas so Wunderbares, dass wir es sogar genießen, die Werke abzustauben. Das hat etwas zutiefst Kontemplatives. Früher war ans Abstauben nicht zu denken. Wir haben in unserem alten Atelier in der Großen Schiffgasse gewohnt. Wohnen und Arbeiten sind nahtlos ineinander übergegangen. Das war keine Lösung auf Dauer. Und so haben wir eines Tages diese Wohnung hier gefunden.

Fotos: Lisi Specht

Die Wohnung liegt im zweiten Bezirk, in einem 1901 errichteten Haus nicht weit vom Donaukanal, hat an die 75 m² und war zu Beginn in einem so schlechten Zustand, dass sich unsere Tochter geweigert hat, hier einzuziehen. Wir haben sie eines Besseren belehrt, haben den Boden neu gemacht, die Wände verputzt, Heizung und Elektro eingezogen, die Fenster ausgetauscht, neue Türen eingebaut. Die Innentüren stammen aus einem alten Hotel in Südtirol. Insgesamt hat sich das ein ganzes Jahr hingezogen. Es war eine schöne, intensive Zeit.

Es ist eigenartig, was einem die Handwerker bei Sanierungen alles einbrocken wollen! Die einen sprechen von Plastikfenstern, die anderen wollten uns eine abgehängte Decke einreden, andere wollten alles mit knallweißer Dispersionsfarbe zukleben. Das passt aber nicht zu einem Altbau. Wir haben uns entschieden, bewusst alte, traditionelle Baustoffe einzusetzen. Die Wände sind mit Kalk verputzt und mit Kalkfarbe gestrichen. Das gibt eine lebendige, unverwechselbare Oberfläche.

Fotos: Lisi Specht

So wild wie die Wohnung sind auch all unsere Möbel. Wir wohnen in einem eklektizistischen Kabinett der letzten 100, 150 Jahre. Manche Möbel sind selbst gebaut, andere selbst gefunden, manche sind vergessene Gesellenstücke irgendwelcher Tischler und Schreinermeister, manche haben uns im Altwarenlager angelacht. Dann gibt es noch die Geschichte des weißen Josef-Hoffmann-Tischchens direkt hinter uns, das, als wir es gefunden haben, violett lackiert war. Violett! Violett! Wir haben es zerlegt, die alten Farbschichten abgebeizt und das Möbel wieder in seinen ursprünglichen Zustand rückgeführt.

Wohnen – das ist für uns ankommen, abschalten, Ruhe genießen, sich umgeben mit schönen Dingen und räumlichem Genuss. Es ist fein hier. Aber für die Zukunft wünschen wir uns eine etwas hellere Wohnung mit einem Zimmer mehr, in der man auch an einem Samstag oder Sonntag ein bisschen zeichnen, malen und bildhauern kann." (30.4.2018)