Bedingungsloses Grundeinkommen:
Die Idee zeugt von einem noblen Menschenbild. Das Grundeinkommen soll die Bezieher der unmittelbaren Sorge um das eigene Dasein entheben. Nur wer nicht um sein Überleben fürchtet, besitzt auch die Muße, um sich fortzubilden und zu qualifizieren (Stichwort: Steigerung der Produktivkraft).

Braindrain:
Das starke Lohngefälle innerhalb der EU inspiriert viele Hochqualifizierte (mehr oder minder freiwillig) zu Umsiedlungsmaßnahmen. Ganze Regionen verlieren, oft ungeachtet ihrer beträchtlichen landschaftlichen Reize, an Bevölkerungsdichte. Selbst in wohlhabenden Ländern wie Deutschland muss man in östlichen Randlagen ein Schrumpfen der Infrastruktur konstatieren.

Digitalisierung:
Die digitale Speicherung und Verarbeitung von Information degradiert die Menschen in den Augen besonders kritischer Zeitgenossen zu bloßen Anhängseln des – von ihnen mitgesponnenen – Netzes. Mehr denn je scheint unklar, wie man der Explosion von Datenmengen Herr werden könnte. Der Hinweis auf die begrenzten Kontrollkapazitäten auch besonders übelwollender Herrschaftsinstanzen nimmt der Idee der totalen Überwachung ein wenig von ihrem Schrecken.

Dumping:
Zu den weniger erfreulichen Folgen der Deregulierung gehört die Angleichung von Lohn- und Sozialbedingungen auf dem jeweils niedrigsten Niveau. Durch die steigende Mobilität vieler Arbeitssuchender, zum Beispiel im EU-Raum, führen Lohnunterschiede zu Lohndruck – und tendenziell zum Abbau von sozialstaatlichen Einrichtungen.

Erwerbsbiografie:
In den fetten Jahren von Wirtschaftswunder und Kreisky-Ära wurde auf die Solidität einer Ausbildung gepocht, die man glücklich absolvierte, um für den Rest des Lebens ein und denselben Job auszuüben. Was man erlernt hatte, sollte möglichst von der Schulbank bis zur Bahre vorhalten. Künftige Erwerbsleben wird man sich deutlich heterogener vorstellen müssen oder dürfen. Das Erlernen neuer Fertigkeiten wird zur lebenslangen Optimierungsvorgabe. Sich selbst treu bleibt am ehesten derjenige, der sich unausgesetzt verändert.

Flexibilität:
Fortschrittliche Arbeitgeber verstehen unter diesem Zauberwort die Anhebung der nach Stunden zählenden Tagesarbeit. Ein Ausgleich der Interessen von Arbeitgebern und -nehmern findet dann statt, wenn es beispielsweise gelingt, die Ableistung von zwölfstündiger Tagesarbeit gegen den Erhalt von Freizeitblöcken einzutauschen. Letztere sollten auf einmal genossen werden (können). Auf eine allgemeinere Ebene gehoben, gleicht Flexibilität der Einlösung eines Versprechens: Der arbeitende Mensch wird zum Schöpfer seiner selbst.

Gender-Pay-Gap:
Frauen verdienen in der – ob ihrer sozialen Ausgewogenheit weithin gerühmten – Alpenrepublik bei gleicher Arbeit im Schnitt um mehr als 20 Prozent weniger als Männer. Rund zwölf Prozent der erwerbstätigen Frauen müssen mit Bruttogehältern von weniger als 1500 Euro – wohlgemerkt: auf Vollzeitbasis – ihr Auslangen finden.

Industrie 4.0:
Die Verzahnung industrieller Produktion mit modernster Informations- und Kommunikationstechnik lässt alle Fließ- und Förderbänder dieser Welt wie die Errungenschaften von Steinzeitmenschen aussehen. Im Wege der Selbstkonfiguration soll die fortschreitende Automatisierung vor allem solche Produktionsprobleme lösen, die sie selbst aufwirft.

Innovation:
Das meistmissbrauchte Wort (in) einer Erwerbswelt, die unausgesetzt an der Abschaffung und zugleich an der Neuerfindung ihrer selbst arbeitet.

KMUs:
Klein- und Mittelbetriebe bilden das Rückgrat jeder Volkswirtschaft, die sich nolens volens postindustriell orientieren muss. Problematisch scheint zum jetzigen Zeitpunkt ein Steuerrecht, das auf vielfache Weise global agierende Konzerne begünstigt. Die können ihrerseits Preisdumping betreiben, was den Konsumenten oftmals freut, kleine Handwerksbetriebe aber benachteiligt und einen verschwenderischen Umgang mit Ressourcen nahelegt.

Ständige Erreichbarkeit:
Begünstigt durch die schönen Erfolge der digitalen Fernmeldetechnik, muss kaum ein Dienstnehmer befürchten, sein Arbeitgeber würde ihn nicht sofort ausfindig machen können, wenn er sich, unaufschiebbarer Geschäfte wegen, nach ihm und seinen Diensten verzehrt.

Start-ups:
Sie sorgen verlässlich für "disruptive" Innovation – Neuerungen, die sich erst allmählich gegen "veraltete" Technologien durchsetzen. Häufig wird hierzulande ein Mangel an Start- und Risikokapital beklagt, der die Bildung von Hubs und Clustern wirksam vereitle. Ganz zu schweigen von den Hürden einer Bürokratie, die nicht den Anforderungen des Marktes, sondern häufig genug sich selbst genügt. Gefragt sind Business-Angels, die mit risikoreichen Investments für Anschub sorgen.

Wert:
Die Nachhaltigkeit eines zukünftigen Arbeitsregimes wird sich daran messen lassen (müssen), wie man die Idee einer möglichst allseitigen Entfaltung des Menschen gegenüber dem alten "Tauschwert" (von Arbeitskraft, lebendiger Arbeit et cetera) in Stellung bringt. Erst im Licht neu zu führender Gerechtigkeitsdebatten kann der neoliberale Kapitalismus seine Befähigung nachweisen, ob er weltweit einer ausreichenden Anzahl von Menschen Wohlstand verschafft und Teilhabe einräumt. Noch ist völlig unklar, wie zukünftige Formen kooperativen Handelns das althergebrachte Modell schnöder "Konkurrenz" ablösen sollen. (Ronald Pohl, 28.4.2018)