Das neue Mahnmal am Rand des Residenzplatz sorgt bereits bei Passanten für Interesse.

Foto: Stefanie Ruep

Im Innenraum des Betonkubus ist ein Buchskelett zu sehen.

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Das Mahnmal wurde im Zuge der Umgestaltung des Residenzplatzes errichtet. Der Rest des Platzes ist weiterhin eine Baustelle.

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Salzburg – 1.200 Bücher von linken, jüdischen oder christlich-sozialen Schriftstellern wurden verbrannt, Werke von Stefan Zweig, Heinrich Heine und Else Lasker-Schüler landeten auf dem Scheiterhaufen: Am 30. Mai 1938 fand auf dem Salzburger Residenzplatz die erste und einzige große Bücherverbrennung Österreichs statt. 80 Jahre später hat die Stadt nun ein Mahnmal errichtet. Am Montag findet eine Gedenkveranstaltung und die feierliche Enthüllung statt.

In Sitzhöhe ragt die Betonfassung des neuen Mahnmals vor dem Salzburger Heimatwerk am Rande des Residenzplatzes heraus. Im Innenraum wird ein eisernes Buchskelett rund um die Uhr beleuchtet. Zugedeckt ist die Skulptur von einer Glasplatte. Der knappe Schriftzug: "30. April 1938 Bücherverbrennung. Gegen das Vergessen." Das Siegerprojekt "Buchskelett" von Fatemeh Nadiri und Florian Ziller setzte sich unter 103 Einreichungen bei einem internationalen Wettbewerb durch.

"Der geschichtliche Vorfall hat kein sichtbares Zeichen am Residenzplatz hinterlassen", sagt Landeskonservatorin Eva Hody. Nun erinnere ein materielles Objekt daran. "Erinnern heißt, dass man nicht vergisst", sagt Vizebürgermeister Bernhard Auinger (SPÖ). Es gebe weder ein Moralisieren noch ein Verdrängen der NS-Verbrechen. "Einen Schlussstrich, der immer wieder gefordert wird, wird es nicht geben", betont Auinger. Die Stadt werde sich weiterhin mit dem Gedenken und Aufarbeiten der NS-Geschichte beschäftigen.

Jahrelang wurde aus der Zivilgesellschaft ein Mahnmal für die Bücherverbrennung gefordert. Dass die Errichtung bis heute gedauert hat, ist für den KZ-Verband Salzburg eines von vielen Beispielen "des schlampigen Umgangs" mit der NS-Geschichte in Österreich.

Umstrittener Standort

Der KZ-Verband begrüßt das neue Mahnmal, gleichzeitig kritisiert er erneut, dass es nicht am historisch korrekten Brandort, nahe der Platzmitte, errichtet wurde. Damit werde das Mahnmal an den Rand gedrängt. Die Stadt begründete die Standortwahl stets mit der Nutzung des Residenzplatzes als Veranstaltungsort, etwa für den Rupertikirtag oder den Christkindlmarkt. "Das Geschäft sticht die Erinnerung an die NS-Opfer aus", betont der KZ-Verband. Der Leiter des Kunstbeirats, Werner Thuswaldner, sieht das anders: "Im Zentrum des Platzes, wenn sich der Rupertikirtag darüber ausbreitet, das wäre einfach unverträglich."

Bürgerlisten-Gemeinderätin Ingeborg Haller, die 2006 den ersten Antrag für ein Mahnmal im Gemeinderat gestellt hat, betont: "Das Mahnmal kann am Montag der Bevölkerung übergeben werden, weil sich viele Zivilpersonen in der antifaschistischen Arbeit engagiert haben." Sie verweist auf das erste öffentliche Erinnern an die Bücherverbrennung, zu dem 1987 die "Salzburger Autorengruppe" aufrief, und die Erinnerungsveranstaltung vor fünf Jahren von der Initiative "Freies Wort". Das Mahnmal habe auch einen aktuellen Bezug: "Die Rechtsextremen breiten sich wieder aus. Sie kehren in die Parlamente zurück", betont Haller. (Stefanie Ruep, 27.4.2018)