Agnes Meier, Poetry-Slammerin, kommt zum ManiFest nach Dornbirn.

Foto: Zaubermomente

Dornbirn – Vorarlbergs Kulturschaffende lassen nicht locker. Nachdem weder eine öffentliche Diskussion mit Kulturlandesrat Christian Bernhard (VP) und Chefredakteur Gerd Endrich noch eine Petition, die von über 2.400 Menschen unterschrieben worden war, Landesdirektor Markus Klement zu einer Reaktion bewegte, geht man am Samstag auf die Straße. Mit einem "ManiFest", an dem Künstlerinnen und Künstler aus allen Bereichen der Kulturszene mitwirken, wird gegen Klements Programm- und Personalentscheidungen protestiert.

Der Landesdirektor hatte die Sendung "Kultur nach 6", die sich kritisch mit kulturellen und gesellschaftspolitischen Themen auseinandersetzt, auf einen unattraktiven Sendeplatz nach 20 Uhr verbannt. Insider sprechen von einer "Radio-Todeszone". Die befürchtete Strategie dahinter: Verliert die Sendung Quote, kann sie leichter gestrichen werden.

Demokratie eingespart

Den Rotstift hat Klement bereits beim Personal angesetzt. So wurde die Ressortleitung gestrichen und Verträge wurden nicht verlängert, die Kulturredaktion gibt es als solche nicht mehr. In Wien bekommt Klement für seine Sparmaßnahmen Applaus.

Interventionen der früheren Publikumsrätin Eva Blimlinger pro Vorarlberger Kulturredaktion blieben ungehört. Auch die Aufforderung der Rektorin an ORF-General Alexander Wrabetz, er möge Klement dazu bewegen, sich einer öffentlichen Diskussion zu stellen, blieb ohne Reaktion.

Intern brodelt es jedoch. So wurde in Dornbirn erst kürzlich bekannt, dass Klement die Programmentscheidung 2016 ohne vorherige Diskussion mit dem Redakteursrat getroffen und dem Stiftungsrat als beschlussreif vorgelegt hatte. Eine glatte Übertretung des Statuts. Er soll sich dafür auf Wunsch der Generaldirektion entschuldigt haben.

Fest für kritischen Journalismus

Auf die Gesprächsverweigerung antwortet die Kulturszene mit dem ManiFest, einer Open-Air-Veranstaltung mit Musik, Performance, Tanz und Literatur. Die Ansage der Veranstaltenden: "Wir feiern für einen öffentlich-rechtlichen Rundfunk, der das Publikum, seinen Auftrag und uns Kulturschaffende ernst nimmt."

Es gehe nicht nur um die Sendung, sondern "darum, dass wir gehört werden wollen" und um den Wert von kritischem Journalismus, sagt Mirjam Steinbock von der IG Kultur stellvertretend für das Organisationsteam.

Der ORF in Vorarlberg würde selbst an seiner Legitimation als öffentlich finanziertes Medium sägen, kritisieren die Kulturorganisationen: "Kritische, vertiefende Kulturberichterstattung wird immer mehr an den Rand gedrängt, zugunsten von Unterhaltung, von Kurzmeldungen und musikalischer Berieselung."

Schweigen der Medien

Das ManiFest beginnt um 18 Uhr. Mit dabei sind die Etablierten der Szene wie der Schriftsteller Michael Köhlmeier oder der Künstler Gottfried Bechtold, aber auch junge Schreibende wie die Ö-Slam-Meisterin Agnes Maier aus Graz und der Gewinner des FM4-Literaturwettbewerbs "Wortlaut 09" Martin Fritz aus Innsbruck. Aufgespielt wird von Bands aus allen Musikrichtungen.

Das Ziel der Veranstaltung ist, ein breites Publikum für ein Recht auf vertiefende Kulturberichterstattung und unabhängigen Journalismus zu sensibilisieren. Ein schwieriges Unterfangen, schweigen sich doch die großen Medien des Landes über die Kritik an der ORF-Führung und -Programmgestaltung aus. (Jutta Berger, 27.4.2018)