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Innige Umarmung, befriedende Worte: Das Treffen zwischen Kim Jong Un und Moon Jae-in wurde auch in nordkoreanischen Medien gelobt.

Foto: Korea Summit Press Pool via AP

Seoul/Washington/Pjöngjang – Einen Tag nach dem Treffen zwischen den Staatschefs der beiden koreanischen Staaten hat Nordkorea weitere Friedenssignale ausgesandt.

Das Gespräch zwischen Südkoreas Präsident Moon Jae-in und dem nordkoreanischen Machthaber Kim Jong-un sei "historisch" gewesen und habe den Weg zu "nationaler Aussöhnung und Einheit, Frieden und Wohlstand" geebnet, schrieb die amtliche Nachrichtenagentur KCNA am Samstag. Sie brachte zudem die Gipfelerklärung im vollständigen Wortlaut.

"Aufrichtig und offenherzig"

Nach ihrem Treffen in der entmilitarisierten Zone zwischen beiden Ländern hatten Kim und Moon sich am Freitag zum Ziel einer dauerhaften und stabilen Friedensregelung und einer atomwaffenfreien koreanischen Halbinsel bekannt. Der seit mehr als sechs Jahrzehnten geltende Kriegszustand solle noch dieses Jahr beendet werden, erklärten sie bei ihrer symbolträchtigen Begegnung im Grenzort Panmunjom.

In einem gesonderten Bericht schrieb KCNA, Kim und Moon hätten sich "aufrichtig und offenherzig" zu Themen ausgetauscht wie Friedenssicherung und Denuklearisierung der Koreanischen Halbinsel. Die Zeitung "Rodong Sinmum", Sprachrohr der in Nordkorea herrschenden kommunistischen Partei der Arbeit, berichtete auf den vorderen vier ihrer sechs Seiten über das Ereignis – mit insgesamt 60 Fotos, 15 davon auf der Titelseite.

Das staatliche nordkoreanische Fernsehen sendete mehrere Minuten lang Bilder von dem Treffen, einschließlich der Umarmung zwischen Moon und Kim. Die bewährte Nachrichtensprecherin Ri Chun-hee wurde aufgeboten, um den Text der Gipfelerklärung zu verlesen.

Trump macht weiterhin Druck

Trotz des Tauwetters im Atomkonflikt zwischen Nord- und Südkorea will US-Präsident Donald Trump den Druck auf die Führung in Pjöngjang aufrechterhalten. Auch er würdigte das Gipfeltreffen in Panmunjom als "historisch", die USA würden aber nicht nachlassen, bevor eine komplette Denuklearisierung der Koreanischen Halbinsel erreicht sei, sagte Trump am Freitag (Ortszeit) auf einer Pressekonferenz mit der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel in Washington.

Nach dem historischen Gipfeltreffen zwischen Kim und Moon will Trump in wenigen Wochen selbst mit dem nordkoreanischen Machthaber sprechen. "Die Kampagne des maximalen Drucks hat uns geholfen, diesen Schritt zu erreichen", sagte Trump. Er freue sich auf ein Treffen mit Kim Jong-un.

Ort und Termin für das Gipfeltreffen werden nach Angaben Trumps gerade festgelegt. Das gab Trump am Samstag via Twitter nach einem Telefonat mit Südkoreas Präsident Moon Jae-in bekannt. Trump nannte keine Einzelheiten.


Der schwierige Teil kommt erst

Die Vereinbarungen wurden international begrüßt, wenngleich auch konkrete Schritte zur Umsetzung der Abrüstungsziele gefordert wurden. Nordkorea-Experten wiesen darauf hin, dass die Führung in Pjöngjang bereits in der Vergangenheit immer wieder Zusagen gebrochen habe und der schwierige Teil der Verhandlungen erst noch bevorstehe. Pjöngjang habe jahrelang daran festgehalten, niemals sein "wertvolles Schwert" der atomaren Abschreckung aus der Hand zu geben, das es nach eigenen Angaben zur Selbstverteidigung gegen einen möglichen Angriff der USA benötigt.

Trump glaube natürlich, es gehe um ihn, aber darum gehe es nicht, schrieb der Politikwissenschaftler Robert E. Kelly auf Twitter. Kim wolle Kapital aus seinem Atompotenzial schlagen. Sollte es keinen Handel geben, werde Nordkorea wieder in die defensive Hocke gehen und warten, bis der Sturm vorbei sei.

Intensive Berichterstattung sei gutes Zeichen

Yang Moo-jin von der Universität für Nordkorea-Studien in Seoul bewertete die breite Berichterstattung über den Gipfel in den nordkoreanischen Medien dagegen als Zeichen dafür, dass es Pjöngjang "mit seinem Engagement ernst" sei. Es signalisiere den USA zugleich, dass sich "der Ball nun in ihrem Feld" befinde.

Andere Analysten und Diplomaten sehen die derzeitige Politik der nordkoreanischen Führung unter anderem darin begründet, dass Pjöngjang meine, aus einer Position der Stärke heraus verhandeln zu können. Außerdem befürchte es die Auswirkungen der vom Uno-Sicherheitsrat verhängten drastischen Strafmaßnahmen und einen möglichen militärischen Angriff der USA.

Moskau will sich weiter einbringen

Washington drängt Nordkorea, auf sein Waffenarsenal vollständig, überprüfbar und unumkehrbar zu verzichten. Viel wird nun davon abhängen, wie das Gipfeltreffen ausgehen wird, das zwischen Kim und Trump stattfinden soll. Eine solche Begegnung galt lange Zeit als ausgeschlossen fügte aber hinzu, die weitere Entwicklung bleibe abzuwarten. Nordkorea ist wegen seines Atomwaffen- und Raketenprogramms international isoliert. Pjöngjang hatte im vergangenen Jahr eine Reihe von Raketentests sowie einen sechsten Atomwaffentest vorgenommen.

Der russische Vizeaußenminister Igor Morgulow sagte am Samstag, Moskau wolle sich weiter in den Friedensprozess auf der Koreanischen Halbinsel einbringen. Er nannte laut der Agentur Interfax unter anderem mögliche gemeinsame Wirtschafts- und Infrastrukturprojekte mit Nord- und Südkorea, die Moskau fördern könne. Morgulow dämpfte indes die Erwartungen für das Treffen zwischen Trump und Kim. Weitere Friedensschritte zwischen den USA sowie Südkorea auf der einen Seite und Nordkorea auf der anderen bräuchten Zeit und Geduld. (APA, AFP, 28.4.2018)