Weiter auf Distanz zur FPÖ: Oskar Deutsch, Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde.

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Linz/Wien – Für viele Menschen war es das Tor zur Hölle, für nur wenige im Frühling 1945 das Tor zur Freiheit: Im Gedenken an die vielen Toten der NS-Mordmaschinerie werden am 6. Mai wieder bis zu 10.000 Menschen das mächtige Eingangstor des ehemaligen Konzentrationslagers Mauthausen durchschreiten und gemeinsam mit Überlebenden die Befreiung vor 73 Jahren feiern. Traditionsgemäß finden sich bei dem internationalen Festakt – organisiert vom Mauthausen-Komitee Österreich (MKÖ), der Österreichischen Lagergemeinschaft Mauthausen (ÖLM) und des Comité International de Mauthausen (CIM) – auch Politiker aller Couleur ein. Mit einer strikten Ausnahme: FPÖ-Politiker sind nicht erwünscht.

So ergingen heuer auch keine Einladungen an die blauen Regierungsmitglieder. Weder Vizekanzler Heinz-Christian Strache noch Innenminister Herbert Kickl noch Oberösterreichs Landeshauptmannstellvertreter Manfred Haimbuchner sind bei der größten Gedenkfeier Europas erwünscht. Diesbezüglich gibt es auch einen hochoffiziellen Beschluss: In den 60er-Jahren einigten sich die Überlebenden darauf, dass "keine Funktionäre oder Mandatsträger der FPÖ" je an den Gedenkfeierlichkeiten teilnehmen dürfen.

"Erneute Demütigung"

Willi Mernyi, Vorsitzender des Mauthausen-Komitees, steht im STANDARD-Gespräch voll hinter dieser Vereinbarung: "Es geht aber nicht nur um eine blaue Parteizugehörigkeit. Es gibt unzählige Gründe, die etwa die Herren Strache und Kickl disqualifizieren." Ein Auftritt von FPÖ-Politikern wäre eine "erneute Demütigung" für die Überlebenden. Mernyi: "Die FPÖ unterstützt etwa die rechtsextreme Aula, in der befreite Häftlinge des Konzentrationslagers als 'Landplage' bezeichnet wurden. Solche Leute marschieren dann bei den Überlebenden vorbei? Sollen wir vielleicht auch Burschenschafter einladen, dass sie uns was vorsingen?"

Oskar Deutsch, Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG), begrüßt diese rigide Einladungspolitik. Seines Wissens werden auch keine freiheitlichen Spitzenpolitiker anwesend sein, aber wenn doch? "Wir werden hingehen und teilnehmen. Wir lassen uns von niemanden verdrängen", sagt er zum STANDARD. In Sachen Distanz zur FPÖ gibt es auch bei der IKG einen offiziellen Beschluss. Anderen Parteien steht man da deutlicher offener gegenüber: Bei der Gedenkfeier vor dem jüdischen Mahnmal am Sonntagvormittag werden Spitzenpolitiker aller Couleur erwartet – außer der FPÖ, selbstverständlich. Erstmals wurde mit Wolfgang Sobotka (VP) auch ein Nationalratspräsident eingeladen. (mro, pm, 30.4.2018)