Berlin – Amnesty International hat dem Iran vorgeworfen, die Gräber von tausenden Opfern der Gefängnismassaker von 1988 beseitigt zu haben. In dem am Montag veröffentlichten Bericht "Criminal cover-up" dokumentiert die Menschenrechtsorganisation, wie die Regierung des Iran zwischen 2003 und 2017 die Gräber von tausenden ermordeten Gefangenen durch den Bau von Straßen, Friedhöfen und Mülldeponien zerstörte.

Laut Amnesty wurden durch die Zerstörung der Massengräber wichtige forensische Beweise für die Massaker beseitigt, die Teheran bis heute nicht offiziell bestätigt hat. "Seit fast 30 Jahren gibt es keine Ermittlungen zu den Massenhinrichtungen von 1988, bei denen etwa 5.000 Menschen ermordet wurden. Die Verantwortlichen wurden nie zur Rechenschaft gezogen", erklärte der Iran-Experte von Amnesty-Deutschland, Dieter Karg.

Untersuchung verhindert

"Die von Amnesty dokumentierten Zerstörungen der Massengräber verhindern endgültig eine umfassende Untersuchung der Verbrechen und ihre Aufklärung", kritisierte Karg. Amnesty forderte, die Massengräber vor weiterer Zerstörung zu sichern, Beweismittel zu sammeln und eine unabhängige Untersuchung der außergerichtlichen Hinrichtungen vorzunehmen, um endlich die Verantwortlichen vor Gericht zu bringen.

Ab Juli 1988 waren auf persönliche Anweisung des iranischen Revolutionsführers Ayatollah Ruhollah Khomeini im Teheraner Evin-Gefängnis und in anderen Haftanstalten tausende Anhänger der Volksmujaheddin hingerichtet worden. Die radikale Oppositionsgruppe hatte zuvor von ihren Rückzugslagern im Irak aus eine Offensive im Westen des Iran gestartet, die nach wenigen Tagen zurückgeschlagen worden war.

Später wurden aufgrund einer zweiten Anweisung Khomeinis auch zahlreiche kommunistische Häftlinge exekutiert. Khomeinis Stellvertreter Ayatollah Hossein-Ali Montazeri legte damals Protest ein und machte in seinen im Jahr 2000 publizierten Memoiren die Anweisungen öffentlich. Dennoch hat die iranische Führung die Massenhinrichtungen bis heute nicht bestätigt und alle Forderungen nach ihrer Aufarbeitung ignoriert. (APA, 30.4.2018)