Chris Haring und Liquid Loft: "Church of Ignorance".

Foto: david visnjic/donaufesitval

Schwarzverhüllt ignoriert die Tanzgruppe zunächst das Publikum.

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Ohne unmittelbar teilnehmen zu müssen, geraten die Besucher ins Spiel der Darsteller.

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Krems – Acht schwarzverhüllte Figuren empfangen ihr Publikum in der Weite der Kremser Dominikanerkirche. Erst einmal ignorieren sie völlig, dass da jemand kommt. Wie Skulpturen kauern die Gestalten oder stehen herum, während die Zuschauer ausschwärmen. Sie müssen in dieser Church of Ignorance, so nennen Chris Haring und seine Gruppe Liquid Loft ihre neue Choreografie, ihre Plätze selbst finden.

Die Tänzerinnen und Tänzer wirken wie gefallene Engel.
Foto: david visnjic/donaufesitval

Das Stück (Uraufführung beim Donaufestival) ist Teil eines Projekts mit dem Titel Foreign Tongues. Darin untersucht Haring die mysteriösen Verbindungen zwischen Körper und Wort, Kultur und Technologie. Beispiele unterschiedlich verbreiteter Sprachen – von Arabisch über Okzitanisch bis zu Zypriotisch – werden erst gesammelt, dann gesampelt und getanzt. Sobald die Tänzerinnen und Tänzer in Bewegung geraten, wirken sie wie gefallene Engel, die mit tonlosen Lippenbewegungen mitsprechen, was ihnen aus MP3-Lautsprechern vorgespielt wird. Diese Geräte in Form schwarzer Halbliter-Bierdosen tragen sie stets mit sich.

An Wände geknallt

In den Arbeiten von Liquid Loft hängen die handelnden Gestalten sehr oft an den Fäden visueller Medien. Sie werden gelockt, gezwungen, aufgeheizt und angestachelt, durch Kameralinsen gepresst und von Projektoren an Wände geknallt. Bei Church of Ignorance sind die Bildermedien verschwunden. An ihre Stelle tritt ein System aus Klängen und Sprachresten.

Ohne unmittelbar teilnehmen zu müssen, geraten die Besucher so ins Spiel der Darsteller. Allerdings auf eine Art, die immer noch Distanz zu diesen verzweifelt komischen Kreaturen erlaubt. Damit haben Chris Haring und Liquid Loft eine weitere fabelhafte Arbeit mit elaboriertestem Sound (Andreas Berger) und so bestechenden Performern wie Katharina Meves hingelegt. (Helmut Ploebst, 30.4.2018)