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Gravitationswellen werden von Systemen beschleunigter Massen erzeugt. Die erstmals gemessenen Gravitationswellen gingen auf die Kollision zweier Schwarzer Löcher mit 29 beziehungsweise 36 Sonnenmasen vor 1,3 Milliarden Jahren zurück.

Illustration: REUTERS/Simulating eXtreme Spacetimes

Pierre Binétruy: "Gravity! The Quest for Gravitational Waves", € 21,58/ 256 Seiten, Oxford University Press, Oxford 2018

Und, was haben Sie am 14. September 2015 um 9:15:45 Uhr Universalzeit gemacht? Mit dieser Frage startet Pierre Binétruys Einführung in die Gravitationswellenphysik. Der theoretische Physiker hat zu verschiedenen Aspekten der Kosmologie gearbeitet – darunter Dunkle Energie, Dunkle Materie, Schwarze Löcher und Gravitationswellen. Ein Jahr nach seinem Tod ist nun seine niederschwellige und kurzweilige Einführung ins Thema Gravitationswellen auf Englisch erschienen. Der 14. September 2015 war jener Tag, an dem Physiker des US-amerikanischen Gravitationswellenobservatoriums LIGO zum ersten Mal Gravitationswellen detektiert haben.

Die erstmalige Entdeckung von Gravitationswellen war das Ergebnis jahrzehntelanger Anstrengungen Tausender Physiker.
Massachusetts Institute of Technology (MIT)

Als die Messung nach monatelangen Überprüfungen im Februar 2016 schließlich bekannt gegeben worden ist, war schnell von einer neuen Ära der Astronomie die Rede. Denn die Störungen der Struktur von Raum und Zeit, die beispielsweise bei der Verschmelzung zweier Schwarzer Löcher entstehen, erlauben Einblicke in astronomische Objekte, die mit elektromagnetischen Wellen nicht erforscht werden können. Schwarze Löcher beispielsweise schlucken Lichtstrahlen, die ihnen zu nahe kommen. Mit Teleskopen lassen sie sich daher kaum erforschen. Gravitationswellen hingegen sind ein vielversprechendes Vehikel, um Informationen über sie einzuholen.

Von Galileo bis Einstein

Pierre Binétruy spannt den Bogen von Galileo Galilei und Isaac Newton bis Albert Einstein, der Gravitationswellen 1916 aus seiner Allgemeinen Relativitätstheorie abgeleitet hat. Den mathematischen Formalismus, der dabei im Hintergrund steht, umgeht Binétruy, wodurch sein Buch auch Lesern einen Einstieg in das Thema bietet, die keine Vorkenntnisse in Physik oder Mathematik haben.

Als Meister der Wissenschaftsvermittlung ist Pierre Binétruy vor allem dem französischen Publikum bekannt gewesen. Eine frühere Version von "Gravity! The Quest for Gravitational Waves" ist 2015 bereits auf Französisch erschienen. Dass Binétruy selbst das Erscheinen seines nun auf Englisch vorliegenden Werkes nicht mehr miterleben konnte, macht das Buch zu einem berührenden Vermächtnis eines unterhaltsamen Botschafters der Gravitationswellenphysik. (trat, 1.5.2018)