Die schillernde Sammlung Liaunig lädt zur Ausstellung "Umrahmung schräg gekippt".

Foto: Museum Liaunig

Neuhaus – Es hört sich verrückt an, Hellmuth Bruch neben Markus Prachensky. Geometrisches Kalkül und informelle Spontaneität, wie passt das zusammen? Nun, vielleicht ist es in Wahrheit genauso verrückt, die Kunst in stilistische und chronologische Planquadrate zu zwängen. Wenn es so ist, hat sich Günther Oberhollenzer als Kurator der Ausstellung des Museums Liaunig unter beiden Verrücktheiten für die erste entschieden.

Ein hyperrealistisch auf einer Tankstelle landender US-Bomber Franz Zadrazils gerät in Dialog mit Zeichnungen Peter Krawagnas, bei deren abstrahierender Ausführung man erst die Titel lesen muss, um darin die Drachenflieger zu erkennen. So zieht sich dieser Überraschungsparcour mehr als hundert Werke dahin, und einmal fallen die korrespondierenden Positionen gleich ganz zusammen: Eine großformatige Farbschlammschlacht, als deren Schöpfer man alles auf Günter Brus verwetten würde, stammt von seinem Malerfreund Alfons Schilling.

Vergessenes, Unterschätztes, Junges

Es ist ein Spiel mit Kunstpositionen, das in diesem Haus der reinen Freude inszeniert wird. Das Haus verneigt sich ja bodentief vor der Natur, es feiert den Einfallsreichtum der zeitgenössischen Baukunst, und es ist schon darin eine Manifestation der sammlerischen Leidenschaft, indem man es, wohl als erstes Museum der Welt, nur entlang des 4000 Werke umfassenden Bilderdepots betreten kann.

Eine kleine Arbeit, in der Gerhard Frömel fröhlich an der Formenlehre herumdreht, gibt der Schau den Titel – Umrahmung schräg gekippt, was auch zu den Bewegungen im Haus bestens passt: Einst ephemer Erscheinendes (Hollegha, Lassnig, Nitsch, Prachensky, Rainer, etc.) wirkt jährlich bleibender. Stets kommt Vergessenes (Franz Erhard Walther), Unterschätztes (Meina Schellander), Neuentdecktes (Maria Elisabeth Prigge) und ganz Junges dazu.

Pongratz und Kolig

Von den zahlreichen Nebenausstellungen 2018 seien zwei hervorgehoben. Nicht nur mit dem Ganz-Figurenbild des Hausherrn In Walks Herbert belegt die Personale Peter Pongratz die Aufmerksamkeit, mit der Herbert Liaunig die Entwicklungen der befreundeten Künstler neugierig verfolgt hat. Das zitierte Bild macht den Eindruck, als beträte der Sammler das Künstlerdomizil durch den Garten, um sich nach neuesten Schöpfungen zu erkundigen.

Ebenso menschlich berührend ist das Pantheon aus Cornelius Koligs Vorderberger Paradies, das, sozusagen in Abbreviatur, aber sehr passend im Kuppelraum des Skulpturendepots gezeigt wird. Dort empfiehlt sich nur in den ersten Maiwochen noch die Mitnahme eines Pullovers. (Michael Cerha, 1.5.2018)