Die Befürworter eines harten Brexit durchlebten zu Wochenbeginn ein Wechselbad der Gefühle. Den Sturz der europafreundlichen Innenministerin Amber Rudd verbuchten sie zu Recht als Gewinn: Beredt und kompetent hat die Politikerin im Kabinett von Premierminsiterin Theresa May für eine Aufweichung der Regierungslinie geworben, wonach Großbritannien aus Binnenmarkt und Zollunion austreten solle.

Von ihrem Nachfolger, dem erklärten Europa-Skeptiker Sajid Javid, ist dies nicht zu erwarten. Er dürfte im zuständigen Brexit-Kabinettsausschuss den Hardlinern um Außenminister Boris Johnson den Rücken stärken.

Doch hat sich im Parlament zunehmend klarerer Widerstand gegen den harten Brexitkurs formiert. Davon zeugte Montagabend im Oberhaus die bereits neunte Abstimmungsniederlage für das Austrittsgesetz der Regierung. Der ungewählten Kammer stehe die Blockade gar nicht zu, schäumte tags darauf der Außenhandelsminister Liam Fox: Sie stellten sich damit gegen den Volkswillen.

Woraus dieser besteht, ist freilich recht unklar: Das Abstimmungsergebnis beim Referendum (52:48) war denkbar knapp, May steht einer Minderheitsregierung vor. Im gewählten Unterhaus verstärkt Rudd nun jenes Häuflein proeuropäischer Tory-Hinterbänkler, die genau wie die Labour-Opposition für eine Zollunion mit dem Kontinent werben. Vielleicht verhelfen sie der Sache der Vernunft doch noch zum Durchbruch – sehr zum Ärger der nationalistischen Ideologen. (Sebastian Borger, 1.5.2018)