Wien – Im April haben 384.486 Personen in Österreich keinen Job gehabt. Das war ein Rückgang um 7,1 Prozent oder 29.197 Personen gegenüber dem April 2017. Die Zahl der Beschäftigten stieg um 89.000 Personen oder 2,5 Prozent auf 3,694 Millionen, teilte das Arbeitsmarktservice am Mittwoch mit. 75.627 Personen befanden sich in Schulungen.

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"Wolkenlos zeigt sich die Arbeitsmarktentwicklung in allen Bundesländern, den wichtigsten Branchen, aber auch bei älteren beziehungsweise langzeitarbeitslosen Personen", erklärte AMS-Vorstand Johannes Kopf. Die stärksten Rückgänge an arbeitslos Gemeldeten (inlkusive Schulungen) verzeichneten der Bau mit 16,6 Prozent und die Warenherstellung mit 13,5 Prozent.

Prognose für Rest des Jahres gut

Die Konjunkturprognosen und ein weiterer Anstieg der offenen Stellen um fast 28 Prozent lassen laut AMS für das restliche Jahr 2018 weiter deutliche Rückgänge in der Arbeitslosigkeit erwarten. Derzeit gibt es 71.013 sofort verfügbare Stellen. "Grund also zur Freude zumindest über die Entwicklung, mit der absoluten Höhe der Arbeitslosigkeit sollte man nämlich noch nicht zufrieden sein", sagte Kopf.

Die national berechnete Arbeitslosenquote lag im April bei 7,7 Prozent (minus 0,9 Prozentpunkte). Sie bezieht sich auf die 308.859 Arbeitslosen, die sich im Gegensatz zu den 75.627 (minus 0,2 Prozent) weiteren nicht in Schulung befanden.

AMS-Vorstand geht von weiteren Rückgängen aus

Kopf ist dank der brummenden Konjunktur für den Arbeitsmarkt recht guter Dinge. Die Behörde sieht einen Rückgang der Arbeitslosigkeit im gesamten Jahresschnitt heuer von knapp 30.000 Menschen – wie vom Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) prognostiziert – weiterhin als realistisch an, sagte Kopf am Mittwoch im Gespräch mit der APA.

"Die Konjunktur läuft bemerkenswert gut. Das Wachstum liegt eindeutig über drei Prozent", sagte Kopf. "Wir gehen davon aus, dass wir das ganze Jahr über kräftige Rückgänge in der Arbeitslosigkeit sehen werden." Auch im Jahr 2019 sei ein weiterer Rückgang im Jahresschnitt von 5.000 bis 15.000 Menschen möglich.

Mit der absoluten Höhe der Arbeitslosigkeit könne man jetzt aber nicht zufrieden sein, sagte Kopf. Der aktuelle Rückgang der Arbeitslosigkeit sei aber immerhin der stärkste seit 2006.

Größeres Arbeitskräfteangebot

Dass die Zahl der Arbeitslosen mit derzeit rund 384.000 immer noch höher ist als zum Beispiel im April 2013 (gut 350.000) oder vor allem im April 2008 (260.000), ist laut Kopf vor allem auf das inzwischen viel größere Arbeitskräfteangebot zurückzuführen, das um rund 400.000 stieg. Der Anstieg sei dem Bevölkerungswachstum, der Einwanderung und vor allem auch dem Zuzug von EU-Bürgern, die Arbeit suchen, geschuldet, sagte der AMS-Chef.

Immerhin ist die aktuelle April-Quote die tiefste seit April 2013. "Die Arbeitslosigkeit ist von 2012 bis 2016 massiv gestiegen", sagt Kopf. Im heurigen April lag die (noch geschätzte) Arbeitslosenquote bei 7,7 Prozent, im April 2013 waren es 7,3 Prozent und im selben Monat 2008 – vor der größten Krise seit 1945 – waren es überhaupt nur 5,8 Prozent. Im April 2017 waren es 8,6 Prozent, 2016 und 2015 waren es 9,1 Prozent und 2014 waren es 8,1 Prozent.

Bei den aktuellen Zahlen fällt auf, dass die Zahl der arbeitslosen ausländischen Staatsbürger sich "nicht annähernd so günstig entwickelt wie bei den Inländern", sagte Kopf. Das allgemeine Minus liegt bei 9,6 Prozent, und bei Ausländern nur bei 1,7 Prozent. "Dahinter stehen Asylberechtigte", sagt Kopf. "Jeden Monat kommen 700, 800, 900 Menschen zusätzlich neu zu uns. Die Arbeitslosigkeit von Geflüchteten ist steigend, weil es dauert, sie zu integrieren. Die Aufgabe der Integration bleibt eine Herausforderung."

Die Jugendarbeitslosigkeit bei Unter-25-Jährigen liegt nach heimischer Berechnungsmethode bei rund 10 Prozent. Laut AMS ging die Zahl um 4.078 oder sechs Prozent auf 63.777 Personen zurück. Bei den Älteren (50 Jahre und älter) kratzt die Quote neun Prozent. Arbeitslos sind 103.052. Das ist verglichen zum April des Vorjahres ein Rückgang von 5.964 Personen oder 5,5 Prozent. Diese Zahlen sind jeweils ohne Schulungsteilnehmer und beinhalten laut Kopf keine Signifikanzen.

Hartinger-Klein will positiven Trend beibehalten

Arbeits- und Sozialministerin Beate Hartinger-Klein (FPÖ) hat am Mittwoch in Reaktion auf die neuesten April-Arbeitslosenzahlen einen "positiven Trend" geortet. Dieser müsse beibehalten werden. "Wir müssen dafür sorgen, dass die steigende Zahl der offenen Stellen auch mit gut ausgebildeten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern besetzt werden können", so Hartinger-Klein in einer Aussendung.

Dafür seien "personalisierte Maßnahmen, wie sie das Programm 'Job Aktiv' vorsieht, zur Weiter- und Fortbildung der Arbeitssuchenden notwendig", so die Politikerin. Die Regierung will – nachdem sie die Aktion 20.000 für ältere Langzeitarbeitslose beendet hat – mit der neuen Ausbildungsoffensive "Job Aktiv" Jugendliche ohne Arbeitsplatz und Langzeitarbeitslose unterstützen. Insgesamt sollen heuer 79 Millionen Euro in dieses Programm fließen. Etwa werden Jugendliche bis 18 Jahre mit zwölf Millionen Euro an Ausbildungsmaßnahmen unterstützt, für Jugendliche bis 25 gibt es 37 Millionen Euro.

Anderl warnt vor AMS-Einsparungen

Die neue Präsidentin der Arbeiterkammer (AK), Renate Anderl, hat in Reaktion auf die gesunkene Arbeitslosigkeit den Mitarbeitern des Arbeitsmarktservice (AMS) gedankt. Das AMS sei eine der besten Arbeitsmarkteinrichtungen der EU. Wenn die ÖVP-FPÖ-Regierung aber "nach noch mehr Effizienz schreit, muss sie wissen, dass es das nicht zum Nulltarif gibt". Es brauche entsprechende Ressourcen.

Der Aufschwung gehe viel zu oft an jenen vorbei, die es auf dem Arbeitsmarkt besonders schwer hätten, so Anderl. "Für Ältere, Arbeitssuchende mit gesundheitlichen Problemen oder mit langer Arbeitslosigkeit darf das Arbeitsmarktservice nicht zum Abstellgleis werden", fordert Anderl mehr Vermittlungsunterstützung durch die schwarz-blaue Bundesregierung. Auch brauche es für die Arbeitssuchenden mit fehlenden oder veralteten beruflichen Kenntnissen ausreichende und auf die Situation der einzelnen Betroffenen abgestimmte Qualifizierungsmaßnahmen.

Änderungen beim AMS kann sich Anderl im Bereich der Lohnsubventionen und Eingliederungsbeihilfen vorstellen, teilte die AK-Präsidentin am Mittwoch weiters in einer Aussendung mit. "Da fließen Förderungen auch an Arbeitgeber für die Aufnahme neuer Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die sie sowieso einstellen würden." Das führe zu hohen Mitnahmeeffekten. Anderl, die zuletzt ÖGB-Frauenchefin war, will das Geld lieber in geordnete Bahnen gelenkt sehen – und zwar "hin zu jenen, die es wirklich brauchen: Ältere ab 55, WiedereinsteigerInnen und Arbeitslose mit gesundheitlichen Problemen".

Arbeitslosenrate in Eurozone blieb im März bei 8,5 Prozent

Die saisonbereinigte Arbeitslosenrate in der Eurozone ist im März unverändert bei 8,5 Prozent geblieben. Im Jänner hatte sie 8,6 Prozent betragen. Die 8,5 Prozent von Februar und März sind jedenfalls laut Eurostat der niedrigste Wert seit Dezember 2008. Auch in der EU blieb die Arbeitslosenquote mit 7,1 Prozent gleich hoch. Österreich konnte sich dagegen von 5,2 auf fünf Prozent verbessern.

Allerdings blieb Österreich damit nur auf Rang zehn hinter Spitzenreiter Tschechien (2,2 Prozent), Malta (3,3, Prozent), Deutschland (3,4 Prozent), Ungarn (3,7 Prozent), Niederlande (3,9 Prozent), Großbritannien (4,1 Prozent), Polen (4,4 Prozent), Rumänien (4,5 Prozent) und Dänemark (4,8 Prozent).

Die höchste Arbeitslosigkeit weist weiterhin Griechenland mit 20,6 Prozent auf. Dann kommt Spanien (16,1 Prozent) und Italien (11,0 Prozent). Alle anderen EU-Staaten liegen unter der Zehn-Prozent-Marke. (APA, 2.5.2018)