Der 34-jährige Cesár Sampson aus Linz ist heuer unser Mann in Lissabon.

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Solo und Frau: tendenziell vorteilhaft beim Songcontest.

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Im Jahr 1995 gewannen Secret Garden aus Norwegen mit ihrer langsamen Nummer "Nocturne".

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1998 holte sich Dana International aus Israel mit dem vergleichsweise schnellen Song "Diva" den ersten Platz.

Jan Greeve

Am kommenden Dienstag fällt der Startschuss für den 63. Eurovision Song Contest, der in diesem Jahr erstmals in Portugals Hauptstadt Lissabon über die Bühne geht. Am Dienstag 8. und Donnerstag 10. Mai sind in der am Meer gelegenen Altice Arena die beiden Halbfinals angesetzt, wo am Samstag 12. Mai dann auch das große Finale stattfinden wird.

43 Nationen treten gegeneinander an. Und wieder wird vor allem von Charisma und musikalischer Qualität abhängen, welcher Song Jury und Publikum begeistert. Dennoch gibt es einige statistische Faktoren, die sich in den vergangenen 62 Ausgaben als Erfolgsgaranten herauskristallisiert haben – nicht zuletzt das Geschlecht.

Tendenzieller Vorteil: Solo und Frau

Ein Blick auf die Sieger der vergangenen Bewerbe zeigt, dass man tendenziell im Vorteil ist, wenn man solo antritt und eine Frau ist: Mit 36 an der Zahl stellen die weiblichen Teilnehmer die klare Mehrheit der insgesamt 65 Sieger aus (1969 gab es gleich vier davon). Die beiden Transkünstlerinnen Dana International und Conchita Wurst wurden hier noch gar nicht mitgezählt, aber auch so ist die Bilanz eindeutig.

Solo und Mann: Salvador Sobral gewann dennoch 2017 den Bewerb in Kiew.
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Nur 17 Mal konnte eine Band den Sieg holen, nur zehn Mal hatte ein Mann am Ende das Siegerlächeln im Gesicht. Allerdings holen die Männer klar auf, fallen doch in die vergangen zehn Jahre gleich die Siege von vier Herren: Dima Bilan aus Russland (2008), Alexander Rybak aus Norwegen (2009), Mans Zelmerlöw aus Schweden (2015) und zuletzt Salvador Sobral aus Portugal (2017). So gesehen muss sich Österreichs heuriger Kandidat Cesar Sampson keine Sorgen machen.

Überhaupt zeigt sich das Feld der Teilnehmer bei der Ausgabe 2018 ohnedies ausgeglichen wie selten: 14 Duos oder Bands stehen 14 männlichen Solokünstlern und 15 weiblichen Teilnehmern gegenüber. Am ehesten müssen sich Formationen mit mehreren Künstlern Sorgen machen, gewann das letzte Duo mit Ell & Nikki aus Aserbaidschan doch im Jahr 2011 beim Bewerb. Und mit den Schockrockern Lordi aus Finnland 2006 liegt der letzte Sieg einer Band sogar noch weiter zurück.

Herzschlag-bmp als Erfolgsformel

Doch auch andere Erfolgsformeln können Einfluss nehmen in die Gewinnchancen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Wer beim Eurovision Song Contest gewinnen will, der sollte im Mittelfeld liegen – zumindest, was die Geschwindigkeit des Songs betrifft. Glaubt man der Statistik, ist die erfolgsversprechendste Geschwindigkeit, die bei Musik in "beats per minute" (bpm) gemessen wird, das Midtempo.

Die 65 Siegertitel hatten bisher eine Bandbreite von eher getragenen 27 (1995, Secret Garden aus Norwegen) bis hektischen 134 (1998, Dana International aus Israel) bpm. Vorjahressieger Salvador Sobral war mit seinem Song "Amar pelos dois" und 92 bmp dabei eher im oberen Mittelfeld anzusiedeln.

Portugal hatte trotz 49 Teilnahmen seit 1964 den ESC noch nie gewonnen, bis Salvador Sobral mit "Amar pelos dois" im Vorjahr in Kiew triumphierte.
Eurovision Song Contest

Mit Blick auf die gesamte ESC-Geschichte hat sich allerdings die Wahl einer Schlagzahl im Bereich zwischen 61 und 70 bpm – also dem durchschnittlichen Herzschlag des ruhenden Menschen – als siegbringend herausgestellt, was in 20 Fällen zum Erfolg führte. Schon die zweiterfolgreichste Tempogruppe, 71 bis 80 bpm, kommt nur noch auf zehn Sieger.

Paradigmenwechsel

Was die Tonart des Songs betrifft, so gilt es im Gesamtvergleich, Dur gegenüber Moll zu bevorzugen, denn auch hier sprechen die Zahlen mit 41 zu 24 eine deutliche Sprache. Allerdings hat sich in den vergangenen Jahren ein Paradigmenwechsel vollzogen, denn seit der Jahrtausendwende ist Moll dominant geworden: Von den 16 Siegertiteln seit 2001 haben zwölf diese oft als melancholisch empfundene Tonart aufgewiesen.

Der Österreich-Beitrag beim ESC 2018: Cesár Sampson mit "Nobody But You".
Eurovision Song Contest

43 Länder sind heuer beim Bewerb dabei, darunter auch Österreich mit Cesár Sampson, der gleich im 1. Halbfinale mit "Nobody But You" um eines von zehn Finaltickets rittern wird. Aus beiden Halbfinals steigen je zehn Länder auf und treffen im Finale auf die Fixstarter Deutschland, Frankreich, Italien, Großbritannien und Spanien sowie Gastgeber Portugal. Insgesamt werden also wieder 26 Kandidaten im Finale vertreten sein. Alle drei Veranstaltungen werden vom ORF live übertragen und wie gewohnt wird auch DER STANDARD mit Tickern zu den Shows live dabei sein. (APA, red, 2.5.2018)