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Das Internet der Dinge ist ein potenzieller Milliardenmarkt.

Foto: getty/ivanastar

Städte haben sich in den letzten Jahrzehnten zu den dominanten Lebensräumen unserer Gesellschaft entwickelt. Als Raum der vertikalen Wege bieten sie unzählige ökonomische und ökologische Vorteile in der Versorgung ihrer Bewohner. Die massiv voranschreitende Urbanisierung wird bis 2050 weitere zweieinhalb Milliarden Menschen in Städte bringen, wodurch mehr als 60 Prozent der Weltbevölkerung versorgt werden müssen. Diese Tatsache stellt immense Herausforderungen an die Infrastruktur einer Stadt und auch an deren Entscheidungsträger und Bürger. Um eine nachhaltige, versorgungssichere und vor allem lebenswerte Stadt zu gewährleisten, müssen wir diesen Herausforderungen mit intelligenten Lösungen begegnen.

Smart Cities und das Internet der Dinge

Das Konzept intelligenter Städte als potenzielle Lösung für diese Herausforderung erfreut sich steigender Beliebtheit rund um den Globus. Verstand man darunter zu Beginn den Einsatz von Informations- und Kommunikationstechnologien, um den Bürgern einfache Dienstleistungen anzubieten, wird in der Zwischenzeit Informationstechnologie eingesetzt, um mit allen Ressourcen einer Stadt effektiver und effizienter umzugehen. Zu Beginn beschränkten sich die Anwendungsbereiche hauptsächlich auf Energie und Mobilitätssysteme. Mittlerweile umfassen sie Themen wie Smart Buildings, autonomes Fahren, Wasser- und Abfallmanagement, urbane Landwirtschaft und sogar Urban Mining – also die Rückgewinnung von Rohstoffen, die in Gebäuden lagern.

Der vernetzte Alltag

Der rasanteste Entwicklungsschub ist dem Internet der Dinge zuzuschreiben. Zunehmend kleinere und leistungsfähigere, aber vor allem immer miteinander verbundene Geräte durchfluten alle Bereiche unseres täglichen Lebens. Laut dem Marktforschungsunternehmen Gartner werden es bis 2020 fast 20 Milliarden oder mehr sein. Ein unvorstellbares Meer an ständig kommunizierender Sensorik, die alle Facetten unseres Lebens beleuchtet und darüber hinaus eine unglaubliche Menge an Daten produziert. Diese Daten können wiederum die Grundlage bilden, um das komplexe System Stadt besser zu verstehen und intelligentere Entscheidungen zu treffen. Entscheidungen, die essentiell sind, um unter Berücksichtigung der immer knapper werdenden Ressourcen mit den enormen Zuwachsraten in Städten umgehen zu können. Die ständig wachsende Datenmenge, die von immer mehr Geräten produziert wird, birgt allerdings auch die Gefahr, dass wir in all dem Rauschen die wesentlichen Informationen übersehen.

Das Internet der Dinge ist auch aus kommerzieller Sicht ein potenzieller Milliardenmarkt, was einer der Hauptgründe ist, warum immer mehr Unternehmen aus allen Lebensbereichen sogenannte Smart Devices auf dem Markt bringen. Das führt dazu, dass wir heute nicht nur Smartwatches und Smartphones, sondern Unmengen von sogenannten intelligenten Geräten finden. Diese reichen von Waschmaschinen und intelligenter Beleuchtung bis hin zu Kaffeemaschinen und Lautsprechern. Alle mit der Mission, unseren Komfort im Alltag zu erhöhen, aber auch mit der klaren Forderung, einen Platz in unserem Leben zu haben und entsprechende Informationen zu sammeln. Ein Trend, der kaum mehr aufzuhalten scheint, der aber neben unglaublichem Potenzial auch mit potenziellen Risiken für unsere Privatsphäre verbunden ist.

Verantwortung liegt bei uns

Wir sollten uns als Bürger also sehr genau überlegen, wem wir wann und vor allem warum Einblicke in unseren Alltag gewähren. Bei dieser Entscheidung sollte die Frage nach dem Nutzen der Lösungen stets klar im Vordergrund stehen. Damit ist aber nicht die Kaffeemaschine gemeint, die sich per WLAN ein- und ausschalten lässt, oder die Waschmaschine, die über eine App mitteilt, wann die Wäsche fertig ist. Gemeint sind damit Lösungen und Geräte, die zu einem ganzheitlichen System Stadt beitragen können. Sinnvolle Sensorik, die der Stadt dabei hilft, die Ressourcennutzungen ihrer Bürger besser zu verstehen, und ihr dadurch einen effektiven und effizienten Einsatz ihrer Ressourcen ermöglicht.

Denken Sie zum Beispiel an Smart Meters in Ihrer Wohnung, die den Netzbetreibern dabei helfen, Ihren Stromverbrauch aufgrund Ihres Nutzungsverhalten besser zu verstehen. Kombiniert mit intelligenten Haushaltsgeräten, die sich basierend darauf zur günstigsten Tarifzeit für Sie und zum optimalen Zeitpunkt für die Versorgung der ganzen Stadt ein- und ausschalten. Das ist nur eine von vielen Synergien, von denen Bürger und Stadt gleichermaßen profitieren. Hier können wir als Bürger aktiv mitgestalten, indem wir uns die einfache Frage stellen: Bereichert der Kauf dieses Gerätes tatsächlich mein Leben, und hat es das Potenzial, unsere Stadt zu verbessern, oder trägt es nur zum Rauschen bei? (Johannes M. Schleicher, 3.5.2018)