Sophia Amor führt ihre Mitschüler durch die Ausstellung.

Foto: Andrea Folie

Die Schüler erarbeiten auch Aufgaben für den Geschichtsunterricht mit der Ausstellung.

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Die Ausstellung wurde vom Anne Frank Zentrum konzipiert.

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Saalfelden – "Hier sieht man eine Mama mit ihrem Kind. Die sind direkt in die Gaskammer gebracht worden", erklärt Sophia Amor ihren Mitschülern während sie auf eine Schautafel zeigt. Die 15-Jährige ist eine Schülerin des Bundes- und Sportrealgymnasium HIB Saalfelden, die zur Galeristin ausgebildet wurde. Sie führt am Mittwochvormittag ihre eigene Klasse durch die Anne-Frank-Ausstellung, die für drei Wochen lang im Schulgang aufgebaut ist.

Das Leader-Projekt Querbeet hat die Wanderausstellung des Anne-Frank-Zentrums in die Pinzgauer Schulen gebracht. 28 Schüler im gesamten Pinzgau wurden in einem zweitägigen Workshop in Zusammenarbeit mit dem Gedenkdienst zu Galeristen ausgebildet. Jede Klasse kann sich bei den Schülern anmelden und so die Ausstellung mit Führung besuchen. Die Galeristen werden in dieser Stunde vom Unterricht freigestellt. Im Bundes- und Sportrealgymnasium HIB Saalfelden besuchen insgesamt 19 Klassen und 444 Schüler die Ausstellung. "Die Ausstellung wird von den Schülern und Lehrern extrem positiv angenommen", sagt die Geschichtelehrerin Andrea Dillinger. "Eine Klasse hat es sogar beim Klassenvorstand eingefordert, die Ausstellung besuchen zu dürfen."

"Wir erreichen über tausend Schüler im Pinzgau", sagt Projektleiterin Andrea Folie. Die Wanderausstellung tourt durch fünf Schulen und macht dann am 16. Mai für alle Interessierten im Theater Lofer und am 24. Mai im Kunsthaus Nexus in Saalfelden halt. "Die Schüler eignen sich das Wissen selbst an und geben es weiter. Dieser partizipative Zugang zieht sich durch das ganze Projekt", sagt Andrea Folie. Das Projekt Querbeet leistet seit 2016 interkulturelle Arbeit im Pinzgau. Seit 2017 ist es bei der Gemeindeentwicklung beim Salzburger Bildungswerk angesiedelt.

Lebensgeschichte von Anne Frank und aktuelle Fragen

Die Ausstellung "Lasst mich ich selbst sein" zeigt in acht Kapiteln die Lebensgeschichte von Anne Frank und gibt Einblicke in die Zeit, in der sie gelebt hat. Darüber hinaus thematisiert sie aktuelle Fragen von Identität, Zugehörigkeit und Formen von Diskriminierung. "Kommt es in eurem Umfeld auch zu Diskriminierung? Was macht ihr dagegen?", fragt Sophia Amor ihre Mitschüler. Eine Schülerin antwortet: "Die meisten mischen sich nicht ein, um selbst nicht zum Opfer zu werden."

"Ich möchte euch animieren, dass ihr euch gegen das Schubladendenken einsetzt", schließt Sophia Amor ihre Führung nach 40 Minuten. Die 15-Jährige hat sich freiwillig für das Projekt gemeldet. "Das hat mich immer schon interessiert. Es betrifft uns alle", sagt die Schülerin. (Stefanie Ruep, 2.5.2018)