James Comey, "Größer als das Amt. Auf der Suche nach der Wahrheit – Der Ex-FBI-Direktor klagt an".

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Wer James Comeys Buch liest, um mehr über Donald Trump zu erfahren, muss sich ein wenig gedulden. In den letzten drei Kapiteln steckt das, worum es die längste Zeit nicht oder nur indirekt geht: die Begegnung des FBI-Direktors mit dem aktuellen US-Präsidenten und seine Entlassung durch ebenjenen. Dennoch liest sich seine Biografie so, als spitze sich alles auf dieses Ereignis zu. Das liegt freilich zunächst einmal am spektakulären Rauswurf an sich – also daran, dass Comeys Entlassung besonders brisant ist, da sie inmitten der laufenden Untersuchungen rund um Moskaus Einfluss auf die US-Wahl und um mögliche Absprachen zwischen Trumps Wahlkampfteam und russischen Kontakten stattfand.

Den Eindruck vermittelt Comey aber auch selbst, und zwar mit dem Hintergrundthema, das er durch sein gesamtes Buch zieht: Seine Gedanken zu Machtpsychologie, Führungsethik, Loyalität, Wahrheit, Moral erklären die Auswahl der beschriebenen Auszüge seines Lebens. Wer die Kapitel vor Trumps Präsidentschaft überspringt, versäumt allerdings einiges. Die Erzählungen darin drehen sich um seine Kindheit in New Jersey, um prägende Ereignisse wie den Einbruch eines gesuchten Vergewaltigers im elterlichen Zuhause, das Drangsalieren durch Schultyrannen, den Verlust seines kurz nach der Geburt gestorbenen Kindes. Sie handeln außerdem von Comeys Karriere als Staatsanwalt, als Wirtschaftsjurist, als stellvertretender Justizminister unter George W. Bush und als von Barack Obama ernannter FBI-Direktor. Dabei geht es um die New Yorker Mafia ebenso wie um die Folter-Methoden der Bush-Regierung oder die Affäre um Hillary Clintons E-Mails.

Die eigene Person, seinen Ehrgeiz und Stolz nimmt Comey dabei nicht zurück. Immerhin aber ist er sich dessen bewusst: Sein ausgeprägtes Ego, schreibt Comey in seinem Buch, das zugleich in mehreren Sprachen erschienen ist, sei schon immer sein größtes Problem gewesen. (Anna Giulia Fink, 3.5.2018)