Alexandra Föderl-Schmid, hier bei einer "Debating Europe"-Diskussion des STANDARD im Wiener Burgtheater 2017.

Foto: Matthias Cremer

Wien – Alexandra Föderl-Schmid, langjährige Chefredakteurin und Herausgeberin des STANDARD, erhielt am Donnerstagabend in Wien den ersten Ari-Rath-Preis für kritischen Journalismus. Laudator Franz Vranitzky, ehemaliger Bundeskanzler und SPÖ-Vorsitzender, betonte in seiner Rede die "besondere Wichtigkeit" der publizistischen Arbeit Förderl-Schmids wie des Namensgebers des Preises "gerade in einer Zeit, in welcher der freie und unabhängige Journalismus allenthalben infrage gestellt, wenn nicht sogar bekämpft wird".

Der in Wien geborene jüdische Publizist und langjährige Chefredakteur der "Jerusalem Post" Ari Rath starb 2017. Föderl-Schmid, seit Herbst 2017 Korrespondentin der "Süddeutschen Zeitung" in Tel Aviv, "bildete immer wieder das humanistische Ideal ab, das Ari Rath Zeit seines Lebens hochgehalten hat", sagte Vranitzky. Föderl-Schmid habe "sich mit Nachdruck für die Verteidigung der Menschenrechte in der seit den 1990er-Jahren politisch umkämpften Migrations- und Asyldebatte eingesetzt". Vranitzky dankte Föderl-Schmid, dass sie ihren "kritischen Journalismus nie einer 'kommoden' Formelsprache untergeordnet" habe.

Schlüsselthema Demokratie

Er hält "das unter dem heute geltenden Verhalten der Träger der veröffentlichten Meinung für so wichtig, weil sich in vielem –vor allem den boulevardesken – Fällen die Information als Fehlinformation herausstellt, begünstigt durch die Genugtuung aktiver Politiker über diese von ihnen als dienlich erachtete Vorgangsweise."

Vranitzky: "Letztendlich landen alle diese Vorgangsweisen und die kritische Auseinandersetzung mit ihnen beim Schlüsselthema Demokratie. Und Demokratie ist im liberalen und humanitären Sinn umfassend und ultimativ definiert. Die Aufklärung hat uns alle Instrumente der Vernunft schon mitgegeben." Vranitzky sieht sich in Föderl-Schmids Arbeit "in dieser Auffassung bestätigt".

"Ari Rath sah auch 2015 in Flüchtlingen nicht Muslime, sondern Menschen", erklärte Föderl-Schmid in ihrer Dankesrede. Und sie fragte nach den angekündigten Mitteln für Hilfe in den Herkunftsländern, hinterfragte die Kürzung von Sprachkursen. Muslime als Feindbild und Abschottung erkennt sie als bedenkliches Muster in Österreich wie Israel. in Österreich wie in Israel werde Milliardär George Soros als Drahtzieher dargestellt. Rath wäre in beiden Ländern auch gegen Tendenzen aufgetreten, die kritische Presse zu behindern.

Föderl-Schmid stiftet das Preisgeld Schulen und Flüchtlingsorganisationen in Israel. Sie beobachtet von Israel aus: Innerhalb Europas werde der Friedensaspekt der EU viel zu wenig wahrgenommen.

Was alles möglich ist

In der Diskussion sagte Vranitzky, er gehöre nun zu denen, die sich wundern, was alles möglich ist – etwa über die Gedenkfeier für faschistische Ustascha-Soldaten in Bleiburg. Es gehe vielmehr darum, was in einem ordentlichen Staat nicht sein dürfe. (red, 3.5.2018)