Das Wehklagen ist groß, wenn Agrarsubventionen zur Debatte stehen. Die Bauern verstehen es seit Jahrzehnten bestens, ihr gutes Image in bare Münze umzusetzen. Die Zahl der Landwirte ist zwar gering und tendenziell sinkend, ihre Lobby funktioniert aber hervorragend. Das zeigt sich auch in der Debatte über das neue EU-Budget ab 2021. Dass auch die Landwirtschaft einen Teil zum Schließen der Brexit-Lücke beitragen soll, stößt bei den Betroffenen auf Unverständnis. Das wäre an sich gar nicht verwunderlich – wer verzichtet schon gerne auf Geld? Erstaunlich ist hingegen, wie heftig die zuständige Ministerin die Einsparungen kritisiert.

Elisabeth Köstinger, selbst aus dem Bauernbund kommend, kann sich sogar Kompensationen für den Entgang von Subventionen vorstellen. Dass gleichzeitig der Regierungschef die steigende Belastung im künftigen Finanzrahmen der EU kritisiert, wirkt nicht gerade konsistent. Die EU soll sparen, aber bitte nicht bei den Bauern, scheint die Devise zu sein.

Österreich sollte zur Kenntnis nehmen, dass der Agraranteil am EU-Budget von fast einem Drittel längst nicht mehr zeitgemäß ist. Offenbar wurde zudem nicht ausreichend realisiert, dass die EU den Rotstift auch bei großen Subventionsempfängern ansetzen will – also nicht bei den Kleinbauern, die weiterhin geschützt werden sollen. Zu den großen Kassierern zählen hierzulande neben einigen großen Gütern zahlreiche Institute, Dachverbände und Marketingorganisationen. Dieses ansehnliche Biotop an Fördernehmern hat längst eine Mahd notwendig. Einsatz für nachhaltige Entwicklung in allen Ehren, aber wegen verkraftbarer Anpassungen die Mistgabel zu schwingen wirkt wenig schlagkräftig. Noch dazu, wenn gleichzeitig der Regierungschef den neuen Sparmeister der Europäischen Union gibt. (Andreas Schnauder, 3.5.2018)