Wien – Die Concordia-Preise 2017 sind am Donnerstagabend bei einer Festveranstaltung vergeben worden. Nina Strasser erhielt die Auszeichnung in der Kategorie Menschenrechte. Der ARD-Journalist Arnd Henze, ausgezeichnet in der Kategorie Pressefreiheit, konnte krankheitsbedingt nicht anreisen. Den Ehrenpreis für sein Lebenswerk nahm "Furche"-Herausgeber Heinz Nußbaumer entgegen.

Die Laudatio auf Nußbaumer, über 20 Jahre "Kurier"-Außenpolitik-Leiter, hätte dessen früherer Chefredakteur Hugo Portisch halten sollen. Er konnte allerdings aus Gesundheitsgründen nicht auftreten. Stattdessen improvisierten Martina Salomon, stellvertretende "Kurier"-Chefredakteurin, und Sänger Hubert von Goisern ein Gespräch über den Geehrten und ließen dabei Teile von Portischs vorbereiteter Rede einfließen. "Es war uns beiden so wichtig, den Zustand unserer Welt in Hunderttausende Wohnungen zu bringen", erinnerte er sich darin an die gemeinsame Zeit.

"Ermutigung" für Journalisten

"Mir hat dieser Mensch so unglaublich imponiert, der in jeder Situation immer das Gute gesucht hat und das Verbindende", sagte Von Goisern, der unter anderem auf Wildwasser-Kanufahrten mit Nußbaumer, einem "großen und weisen Mann", zurückblicken kann. Von Goisern war eigenen Angaben zufolge "in den 70er Jahren begeisterter 'Kurier'-Leser", aber "ich bin jetzt bei der 'Furche' gelandet", sagte er mit einem Augenzwinkern, ist doch Nußbaumer Herausgeber der Wochenzeitung.

Nußbaumer vermisste Portisch schmerzlich bei der Feier. Er bedankte sich bei seinen Weggefährten und zeigte sich gerührt über das viele Lob. "Ihr beiden habt genau den besprochen, der ich immer gerne geworden wäre", sagte er zu Salomon und Von Goisern. "Ich nehme die Auszeichnung im Wissen um all die Zufälligkeiten entgegen, die das Leben eines Journalisten immer begleiten." Er nutzte seine Rede zu einer "Ermutigung" für Journalisten, die "für mehr Weltwissen und für die geistige und politische Durchlüftung unserer Heimat sorgen": "Keine leichte Aufgabe und nicht nur jetzt, aber heute besonders schwierig." Nußbaumer warnte in diesem Zusammenhang auch vor Einschnitten beim ORF und plädierte für den Fokus auf Qualität bei der Presseförderung.

Preis an ARD-Journalistin

Die Journalistin und Fotografin Nina Strasser wurde für eine "Falter"-Reportage über einen Obdachlosen ("Ein Jahr mit Günther") prämiert. Die Laudation hielt Autor Wolfgang Kubasta. Er würdigte ihre schreiberische Kraft: "Glänzende Wortwahl, gediegene Wendungen, brillante Formulierungen." Inhaltlich interessiere sich das "Naturereignis" Strasser "für die Menschen, weil sie Menschen liebt. Sie lässt uns in tiefe soziale Abgründe blicken, ohne die Würde des Menschen Günther anzutasten."

Der Porträtierte war auch bei der Feier zu Gast. Strasser gratulierte ihm dafür, dass er den Weg weg von der Straße geschafft hatte: Sie habe eine "Geschichte über einen Menschen, der sich fast aufgegeben hat und nach vielen Anläufen über seinen Schatten gesprungen ist", geschrieben. Strassers Text wird heuer auch mit dem Gatterer-Preis ausgezeichnet.

Henze, er ist ARD-Hauptstadtkorrespondent, erhielt den Publizistikpreis für Presse- und Informationsfreiheit für seine journalistische Aufdeckungsarbeit rund um den Datenmissbrauch und die Aberkennung von Akkreditierungen für 32 Journalisten und Fotografen beim G20-Gipfel in Hamburg. In einer Grußadresse vom Krankenbett aus erinnerte er an die Morde an Journalisten mitten in Europa, in Malta und der Slowakei. "Ja, die Einschläge kommen näher", schrieb er. Es habe "weltweit Folgen, wenn die EU ihre Strahlkraft als Garant für Pressefreiheit einbüßt." (APA, 3.5.2018)