Scheffau – Kürzlich erst mit gewaltigem Brimborium in einer eigenen Großveranstaltung in Peking enthüllt, feiert der Touareg seine internationale Presse-Fahrpremiere in Scheffau am Wilden Kaiser. Das umreißt ganz gut das mythisch aufgeladene Einsatzgebiet, das Werbeversprechen der großen Freiheit, das vom Siedlungsgebiet der Tuareg, dieser "blauen Ritter der Wüste", bis in die Tiroler Bergwelt reicht. Theoretisch.

Reich und schön

Denn wer wird sich in der Praxis so ein nobles Auto dreckig machen oder gar den Lack zerkratzen wollen. Nein, wer mit einem VW so was vorhat, greift besser zum Amarok. Des Touaregs wahres Einsatzgebiet ist eher vor der Oper in Wien, jedenfalls in den Reich-und-schön-Bezirken der Metropolen dieser Welt, und dieser Klientel wird ganz schön was geboten.

Ähnlich wie der Arteon bekommt auch der Touareg die Jalousie an die Front, sprich: einen Grill mit etlichen Lamellen. Anders als beim Limousinen-Flaggschiff ist das hier aber ästhetisch zufriedenstellend gelöst. Fahrwerksempfehlung ist die Luftfederung, damit erreicht der SUV ein neues Komfortniveau.
Foto: Volkswagen

Muss ja auch, bei den Preisen. Wobei der Touareg nicht nur bevorzugt ein SUV für Millionäre ist, er ist sogar selbst einer: Seit 2002 verkaufte er sich bereits rund eine Million Mal. Entsprechend das Superlativbombardement bei der Pressekonferenz: "Meilenstein!", "Urmeter!", Topmodell!", "Der SUV für die digitale Generation!"

Volldigitalisiertes Cockpit

Apropos: Innen ist neben der luxuriösen Anmutung am auffälligsten, dass die Knopferln fast ganz eliminiert sind und mittig ein Mordstrumm Betatschungsbildschirm prangt, ergonomisch klug fahrerorientiert. Insgesamt, inklusive der Hauptinstrumente, haben wir hier ein volldigitalisiertes Cockpit vor uns, ähnlich wie es bereits im Audi A8/A7 zum Einsatz kommt. Nur die Verbindung zu Mond und Mars ist noch zittrig, terrestrisch klappt alles wunderbar. Und weil der SUV knapp 77 mm länger und 44 breiter wurde, herrschen fürstliche Platzverhältnisse; auch Wilde und milde Kaiser werden sich standesgemäß behaust fühlen.

Als erster VW bekommt der Touareg ein volldigitalisiertes Cockpit, wie man es ähnlich schon vom Audi A8 und A7 kennt.
Foto: Volkswagen

Das ist die eine Seite. Die andere betrifft das Fahrkapitel. Ja, man glaubt es kaum, diese Vollvernetzungsrollatoren sind tatsächlich auch zum Fahren da. Und da gibt sich der repräsentative VW-SUV, speziell mit Luftfederung (und Niveauregulierung) und Allradlenkung, agil wie ein Kompakter. Tatsächlich: Der Wendekreis von 11,20 m liegt auf Golf-Niveau.

Die Plattform

Der Touareg steht auf der von Audi entwickelten MLB-Evo-Architektur (modularer Längsbaukasten), auf der schon Audi Q7, Bentley Bentayga, Porsche Cayenne und Lamborghini Urus basieren. Daraus resultiert auch die vorhin skizzierte neue Leichtigkeit des Seins, sofern man bei einem Zweitonner davon reden kann: 106 Kilo hat die Karosserie abgespeckt, das wären etwa zwei Pressesprecherinnen von Porsche Austria oder ein Ami auf halbem Weg zum Full-Size-Typ.

Dorthin wird im noblen Touareg kaum wer fahren – dennoch reichen die Geländefähigkeiten für Schotter, Wald und Wiese mehr als aus.
Foto: Volkswagen

Laster des Reichtums: 3,5 Tonnen Anhängelast ist dem Touareg zuzumuten, und damit das Gespann hinten nicht wankelmütig wird, passt der Trailer-Assistent auf wie ein Haftelmacher.

Für standesgemäßen Vortrieb sorgt einerseits die fantastische 8-Gang-Automatik von ZF, andererseits ein Otto mit 340 PS und zwei Diesel mit 230 und 286 PS. Erfüllen alle schon Euro-6d-Temp. Das wäre die Start- und Baldaufstellung. Ein V8 TDI mit 421 PS folgt im Frühjahr 2019, und wann der Plug-in-Hybrid kommt, ist noch ganz gewiss. Aber er kommt. (Andreas Stockinger, 14.5.2018)

Foto: Volkswagen