Im Hintergrund hörte man die Möwen schreien, während das Chanel-Kreuzfahrtschiff "La Pausa", das unter der Glaskuppel des Grand Palais im "Hafen" lag, brummende Maschinengeräusche von sich gab. Karl Lagerfeld hatte für seine Croisière-Kollektion einen riesigen Dampfer bauen lassen, der es mit der Titanic aufnehmen könnte. Die mehreren hundert Gäste, die Chanel zu diesem Event geladen hatte, standen staunend vor dem gigantischen Konstrukt, das einem echten Schiffskahn zum Verwechseln ähnlich sah.

Die Organisation dieser Zwischenkollektion muss ein gigantischer Aufwand für das Pariser Modehaus gewesen sein. Und eine äußerst kostspielige Angelegenheit. Hunderte von Mode-Redakteuren, Influencern, Bloggern und Promis hatte Chanel einzig und allein für dieses Event nach Paris einfliegen lassen. In den teuren Luxushotels der Stadt warteten Geschenke auf sie und ein zweitätiges Programm: vom Dinner im Ritz, über Kochkurse, Strick- und Floristen-Workshops.

Der große Wirbel um die Show beweist, wie wichtig diese Zwischenkollektionen wirtschaftlich gesehen für die Marken geworden sind. Der Umsatz wird nicht unbedingt mit Prêt-à-Porter und schon gar nicht mit Haute Couture gemacht, sondern mit den kommerziellen Croisières.

Finale bei der Cruise-Show von Chanel
Foto: Chanel

Ursprünglich wurden sie eingeführt, damit die Reichen und Schönen bei ihren Urlaubseskapaden auch zwischen den Saisons das richtige zum Anziehen dabei haben. Deswegen auch der Name Croisière, Kreuzfahrt. Insofern machte Karl Lagerfeld mit seinem Dampfer dem Ursprung dieser Kollektionen alle Ehre.

In Paris an Anker gegangen

Nur dass er seine Gäste diesmal nicht wie üblich an einen exotischen Ort wie Kuba oder Seoul entführt hatte. Der Chanel-Kapitän hatte entschieden, in der Heimat Paris vor Anker zu gehen. Und mit dem Besteigen des Kreuzfahrtschiffs sollten die Gäste im Geiste einfach selbst entscheiden, wohin die Reise gehen soll. Bevor die Chanel-Passagiere jedoch per Durchsage zum Boarding aufgefordert wurden, zeigte Lagerfeld am Hafenkai eine gewaltige, 90 Looks schwere Kollektion im maritimen Esprit.

Eine Reihe lässiger Blau-Weiß-gestreifter Hosen mit weißen "La Pausa"-Sweatern eröffneten die Show. Zu zweireihigen Jacketts mit großen Knöpfen und kurzen Plissee-Röcken trugen die Models weiße oder silberne Babies-Schuhe und Matrosen-Berets. Jeansblau, Weiß und pastellige Bonbon-Töne wechselten sich ab. Dazu hübsche Logo-T-Shirts und auffälliger Perlen-Schmuck. Es waren keine wirklich neuen Ideen dabei oder spektakuläre Looks, dafür waren die Designs durchweg tragbar und gut verkäuflich – so wie sich das für eine Croisère eben gehört.

Foto: Chanel

Am Ende der Show durften dann endlich alle Zuschauer an Board des Schiffes gehen. An der Reling oder in einem der Liegestühle auf dem Deck wurden den Passagieren vom Personal Champagner und Hummer serviert. Richtige Partystimmung kam auf, als die exzentrische französische Sängerin Corine auf die Bühne kam und die Gäste mit ihrer Disco-Musik zum Tanzen brachte.

Karl Lagerfeld selbst blieb derweil zwar an seinem VIP-Tisch sitzen, amüsierte sich aber bestens. Er war umgeben von einer tanzenden Lily Rose Depp, Lars Eidinger mit Schleife im Haar und den Model-Schwestern Gigi und Bella Hadid. Auch zahlreiche andere hochkarätige Gäste wie Ralph Fiennes, Margot Robbie oder Kristen Stewart im Schlabberlook gehörten zu seiner Entourage.

Wer den 84-jährigen Chanel-Kapitän am Donnerstagabend so topfit und gut gelaunt auf seinem Dampfer sitzen sah, möchte hoffen, dass er das Ruder noch nicht so bald aus der Hand geben wird. (Estelle Marandon, 4.5.2018)

Chanel setzte auf "La Pausa"-Sweater und -T-Shirts ...

Foto: APA/AFP/FRANCOIS GUILLOT

... rosafarbene Barrets ...

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... am laufenden Band ...

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... sowie ein gigantisches Setting

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Foto: AP Photo/Christophe Ena
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Prominente Gäste wie Kristen Stewart gingen auch an Bord.

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Mit dabei: Lily-Rose Depp.

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