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Schlau und verspielt: ein Schmutzgeier im Zoo von Zürich.
Foto: AP Photo/KEYSTONE/Steffen Schmidt

Salt Lake City – Ihrem Namen zum Trotz sind Schmutzgeier (Neophron percnopterus) ein prächtiger Anblick und dazu angetan, einige Geier-Klischees vergessen zu lassen: kein nackter Hals, stattdessen wuscheliges weißes Gefieder und ein leuchtend gelb-oranger Kopf. Die Tiere sind in ganz Afrika und Teilen Asiens zuhause, kommen aber auch in Südeuropa vor. Die größten Bestände gibt es auf der Iberischen Halbinsel.

Schmutzgeier, die am nördlichen Rand ihres Verbreitungsgebiets leben, ziehen im Winter allerdings nach Afrika. Welche Routen sie dabei verwenden, haben Forscher der University of Utah nun herausgefunden – und das war keine leichte Aufgabe, wie Evan Buechley berichtet, der den Tieren auf Müllhalden auflauerte, um sie mit Trackern zu versehen. Dafür musste er eine Reihe von Fehlversuchen auf sich nehmen, denn die schlauen Tiere würden es nur allzuoft bemerken, wenn etwas "im Busch ist".

University of Utah

45 Geier konnten im Verlauf des von 2012 bis 2016 laufenden Projekts schließlich doch mit Sendern ausgestattet werden. Die zeigten, dass die Schmutzgeier eine Transitroute verwenden, auf der viele Vogelarten ziehen, den sogenannten Red Sea Flyway entlang der Küste des Roten Meeres.

Der Red Sea Flyway ist die weltweit zweitwichtigste Transitroute für Zugvögel nach dem Americas Flyway, der Nord- und Südamerika verbindet. Beliebt ist die Strecke am Roten Meer vor allem bei großgewachsenen Spezies wie Pelikanen, Störchen oder eben den Schmutzgeiern mit ihren 1,65 Metern Flügelspannweite. Große Vögel müssen weite Strecken im Gleitflug verbringen, und dazu benötigen sie thermischen Aufwind, wie sie ihn fast nur über Land finden können.

Die Forscher interessierten vor allem sogenannte "Flaschenhälse" auf der Strecke, also Abschnitte, in denen verschiedene Routen zusammenlaufen und somit die höchsten Vogelkonzentrationen auftreten. Das in den Fachmagazinen "Biodiversity and Conservation" und "Journal of Avian Biology" veröffentlichte Ergebnis gefiel den Forschern nicht: Die potenziell verheißungsvollen Punkte liegen großteils in politisch instabilen Ländern oder Regionen, wo Forschung so gut wie gar nicht möglich ist. Zudem gibt es dort nirgendwo Schutzgebiete. Als einzigen Hoffnungsschimmer nennt Buechley Dschibuti: Dort gebe es einen wichtigen Sammelplatz, und dort könne auch problemlos geforscht werden. (red, 7. 5. 2018)