Sofia – Die EU ist zwar "ökonomisch ein gewaltiger Fels", auf Dauer wird der Binnenmarkt jedoch nicht genügen. "Wir brauchen hier ein neues Narrativ, eine neue Erzählung über den Sinn" der Union, forderte Bundespräsident Alexander Van der Bellen am Freitag während seines Besuches in Bulgarien.

Die EU-Skepsis sei "heute stärker als noch vor 20 Jahren, auch in einigen der neuen Beitrittsländer", so Van der Bellen vor österreichischen Journalisten nach einem Treffen mit den Amtskollegen aus Bulgarien und Rumänien, Rumen Radew und Klaus Johannis (Iohannis), in der Stadt Russe zum Thema "Die Zukunft eines vereinten Europas".

"Auf Dauer genügt Binnenmarkt nicht"

Das gemeinsame Narrativ der 1950er-Jahre – "Nie wieder Krieg gegeneinander" – sei zu lange her und schon selbstverständlich geworden. Und das "ökonomische Narrativ" alleine werde nicht reichen, so der Präsident. Zwar sei die Union wirtschaftlich gut aufgestellt, aber "auf Dauer genügt ein EU-Binnenmarkt eben nicht".

Außenpolitisch spiele die EU – als Union – "kaum eine Rolle", meinte Van der Bellen mit Blick auf den Syrien-Krieg. Auch was die Beziehungen mit Russland betrifft mache jedes Land seine "eigene Politik". (APA, 4.5.2018)