Oliver Glasner zeigt die Richtung an, mit dem LASK geht es nämlich aufwärts. Nach 32 von 36 Runden sind die Linzer Tabellendritte.

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STANDARD: Können Sie drei Gründe dafür nennen, dass der LASK siebenmal hintereinander gewonnen hat, nach 19 Jahren wieder Europacup spielen wird und an Punkten gemessen der beste Aufsteiger in der Bundesligageschichte ist?

Glasner: Teamgeist, Stabilität in der Defensive und sehr hohe Laufbereitschaft.

STANDARD: Ist der LASK so stark, oder schwächelt die Konkurrenz?

Glasner: Ich mache mir über die Konkurrenten nie große Gedanken, weil ich das nicht beeinflussen kann. Aber wenn man sieht, dass Red Bull Salzburg in der Europa League Kapazunder rausgeworfen hat, glaube ich schon, dass unsere Liga gut ist. Mit den drei genannten Eigenschaften und dank des Selbstvertrauens ist es für uns möglich, vorne mitzuspielen.

STANDARD: Es ist keine Seltenheit, dass sich Aufsteiger in der ersten Saison relativ leichttun. Die zweite ist meist schwieriger. Bereitet das Kopfzerbrechen?

Glasner: Nein, überhaupt nicht. Aufsteiger haben eine Anfangseuphorie, sie sind das Siegen gewohnt. Oft lassen sie dann gegen Ende der Saison nach, im Jahr darauf kehrt der manchmal bittere Alltag ein. Wir hatten einen Gegentrend, haben im Herbst ganz ordentlich gespielt, nun sind wir besser, gefestigter, souveräner.

STANDARD: Wie kann sich der LASK positionieren? Mittlerweile behauptet ja jeder Klub in Österreich, ein Ausbildungsverein zu sein.

Glasner: Bis auf einige Klubs wie Real Madrid, Barcelona, Bayern München, Manchester City und Paris Saint-Germain sind doch alle Vereine Ausbildungsvereine. Keiner kann seine Topspieler halten. Schauen wir Borussia Dortmund an. Oder Leipzig. Die verlieren Keita an den FC Liverpool, Liverpool wiederum musste Coutinho an den FC Barcelona abgeben. Es ist eben so, Realitäten gehören anerkannt. Man muss wissen, welche Möglichkeiten man hat, du musst vorbereitet sein. Wir machen langfristige Verträge, damit eine Ablöse fällig ist und wir auf dem Markt Handlungsspielraum haben.

STANDARD: Ist beim LASK die Mannschaft der Star?

Glasner: Ja, obwohl Einzelne immer wieder aufzeigen. Aber wir sind nicht von einem Spieler abhängig, wir leben Teamgeist und trainieren Verhaltensweisen.

STANDARD: Gibt es für Sie als Trainer Dinge, die absolut nicht zu akzeptieren sind?

Glasner: Ja. Über allem steht die Mannschaft. Ein absolutes No Go ist, wenn einer die persönlichen Interessen über jene des Teams stellt. Da bin ich rigoros. Jeder muss sich in den Dienst der Mannschaft stellen.

STANDARD: Welcher Spielstil taugt Ihnen?

Glasner: Wir haben die zweitwenigsten Gegentore bekommen, mir ist die stabile Defensive sehr wichtig. Ich will, dass wir alle gemeinsam verteidigen und angreifen. Wir versuchen, schnell in die Spitze zu spielen, zu kontern, die Standards sind extrem wichtig. Wir haben keine hohe Ballbesitzquote, die ist mir nicht wichtig. Der LASK hat keine herausragende Passquote, weil wir in der Offensive Risiko nehmen.

STANDARD: Sie hatten als Innenverteidiger eine solide, aber keine außergewöhnliche Spielerkarriere, Sie waren kein Selbstdarsteller. Hilft das als Trainer? Sind Verteidiger bodenständiger als beispielsweise Mittelstürmer?

Glasner: Ich weiß nicht, ob es generell so ist. Aber es entspricht meiner Persönlichkeit, meiner Lebenseinstellung. Ich bin bodenständig, sehr demütig. Ich bin zufrieden mit dem Leben, das ich führen kann. Da geht es nicht nur um Fußball. Ich habe eine super Familie, alle sind gesund, ich habe einen Freundeskreis, der nicht von sportlichen Erfolgen abhängig ist. Wir haben ein klasses Betreuerteam, können miteinander lachen. Ich freue mich auf jedes Training.

STANDARD: Haben Sie einen Leitsatz, ein Motto?

Glasner: Das ist situationsabhängig. Ich sage den Spielern immer wieder: Wenn es dir schlecht geht, lass’ es dir gut gehen. Von Grabesstimmung in der Kabine halte ich gar nichts. Carpe diem!

STANDARD: Zwischen 2012 und 2014 waren Sie unter Roger Schmidt Co-Trainer bei Red Bull Salzburg. Inwieweit hat Sie diese Zeit geprägt?

Glasner: Sehr. Ich konnte auf einem hohen Level viele Dinge mitnehmen. Bereits vorher habe ich meine Abschlussarbeit in der Trainerausbildung zum Thema Fußball, wie ich ihn mir vorstelle, geschrieben. 90 Prozent waren deckungsgleich mit Salzburg, das hat sich später herausgestellt. Ganz wesentlich waren auch Erfahrungen mit den vielen Legionären, mit Südamerikanern, Afrikanern. Die habe eine andere Mentalität, sind anders aufgewachsen, das hat meinen Horizont erweitert.

STANDARD: Im Sommer wird die Liga von zehn auf zwölf Klubs aufgestockt. Sind Sie ein Befürworter der Reform?

Glasner: Absolut. Ich wünsche mir sogar eine 16er-Liga, wenn die Klubs wirtschaftlich und infrastrukturell so weit sind.

STANDARD: Das wird wohl dauern. Hartberg bekam in erster Instanz keine Lizenz, weil die Infrastruktur einfach nicht passt. Auch der LASK spielt in Pasching und nicht in Linz. Ist die fehlende Infrastruktur die größte Baustelle im österreichischen Fußball?

Glasner: Sie ist das größte Problem und wir brauchen die Unterstützung der Politik. Der gesamte Sport bekommt in der Gesellschaft zu wenig Anerkennung. Er verdient Wichtigkeit. In einem der reichsten Länder der Welt ist nicht einmal die tägliche Turnstunde durchsetzbar. Da stellt es mir die Haare auf.

STANDARD: Am Samstag empfängt der LASK Angstgegner Rapid. Nach der letzten Partie, einem 0:2, haben Sie gesagt: Steckt Rapid in der Krise, müssen sie sich einfach nur beim LASK melden, wir kommen, und sie haben wieder Selbstvertrauen. Gilt das nach wie vor?

Glasner: Nein. Rapid hat zwar gegen Sturm 2:4 verloren, ist aber zum Glück in keiner Krise. Die spielen ordentlich. Wir werden uns etwas einfallen lassen. (Christian Hackl, 4.5.2018)