Was der Erfolgsschriftsteller Michael Köhlmeier da bei der Gedenkfeier anlässlich des Zusammenbruchs des Nationalsozialismus sagte, war von ungeheurer Wucht:

"Der Begriff des ,stichhaltigen Gerüchts' wird ins Wörterbuch der Niedertracht und Verleumdung kommen", sagte Köhlmeier in Anspielung auf die Aussagen des FPÖ-Klubobmanns Johann Gudenus, wonach es "stichhaltige Gerüchte" gebe, dass der ungarischstämmige US-Milliardär George Soros Europa mit muslimischen Migranten flute. Gudenus saß vorne im Saal.

Es sei unglaubwürdig von der FPÖ, wenn sie sich als Beschützerin und Verteidigerin der Juden aufspiele und gleichzeitig die rechtsextreme "Aula" unterstütze, in der befreite Häftlinge des Konzentrationslagers als "Landplage" bezeichnet wurden, analysierte Köhlmeier messerscharf. "Wer das glaubt, ist ein Idiot, oder er tut so, als ob, dann ist er ein Zyniker."

Das wurde von der Gedenkversammlung – Parlamentsabgeordnete, Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens – mit Standing Ovations quittiert. Die Regierung applaudierte nicht. Hinzufügen könnte man noch, dass das FPÖ-Innenministerium Inserate an das rechte Magazin "Alles Roger" gibt, in dem antisemitische Verschwörungstheorien ausgebreitet werden.

Es ist eine Zustandsbeschreibung eines Landes, wenn sich eine Regierungspartei so etwas – unwiderlegbar – sagen lassen muss. (Hans Rauscher, 4.5.2018)