Graz – Ein allseits bekannter Jurist und Steuerberater möchte der Stadt Graz 20.000 Euro schenken. Sie soll das Geld mit der Ärztekammer, dem steirischen Gesundheitsfonds und der Gebietskrankenkasse zur Rettung des kinderärztlichen Notdienstes verwenden. "Wie sie das anstellen, ist mir egal, ich will nur, dass der Kindernotdienst endlich wiederaufgenommen werden kann", sagt der vorerst anonym bleiben wollende edle Spender im STANDARD-Gespräch. Doch wie es scheint: Er bleibt auf seiner Spende sitzen.

Das seit mehr als 20 Jahren gut funktionierende Grazer Notarztsystem für Kinder, der Kimono (Kinderärztlicher Mobiler Notdienst), steht seit Wochen still, weil sich die Ärztekammer, die Gebietskrankenkasse (GKK), die Stadt Graz und der Gesundheitsfonds vom Land bei den Ärztehonoraren für den Notdienst nicht einigen können. Es fehlen im Tarifstreit nur noch jene 20.000 Euro, die jetzt der Jurist beisteuern will.

Die Geldspende bringt die Streitparteien nun aber total durcheinander. Niemand will das finanzielle Geschenk annehmen.

In der Stadtregierung zeigt sich der zuständige Gesundheitsstadtrat Robert Krotzer (KPÖ) im ersten Augenblick zwar "hocherfreut" über diese Spende, nach einigem Nachdenken aber kommen ihm erste Bedenken: "Wir können das Geld als Amt gar nicht so einfach annehmen, wir bräuchten dazu einen Gemeinderatsbeschluss." Und da bliebe seine Partei wohl in der Minderheit, zumal ja Bürgermeister Siegfried Nagl (ÖVP) angemerkt habe, die Stadt wolle sich nicht in einen Tarifstreit mit den Ärzten einmischen. Es sei zwar schön, sagt Krotzer, "dass es jemanden gibt, der helfen will, aber die Sache mit der Spende ist halt doch nicht so einfach".

Recht nüchtern nimmt man im Gesundheitsfonds der Steiermark das Spendenangebot entgegen. Wenn die Spende nur für ein Jahr reiche, sei wenig geholfen, sagt Gesundheitsfonds-Geschäftsführer Michael Koren. Es müsse eine längerfristige Lösung mit den Ärzten gefunden werden. Und das liege vor allem auch in der Verantwortung der Ärztekammer. Denn die Forderungen der Kinderärzte seien schlicht zu hoch. Verdiene ein "normaler" Notarzt 450 Euro am Wochenende, verlangten die Kinderärzte, die ja Fachärzte sind, wesentlich mehr. Werde den Kinderärzten das höhere Honorar zugestanden, drohe andererseits ein Honorarstreit mit den Notärzten.

Recht wenig mit der Geldspende kann man ebenso in der Gebietskrankenkasse anfangen. Auch hier wird eingewandt, dass man mit der Ärztekammer eine längerfristige Lösung aushandeln wolle. Und die Ärztekammer schließlich argumentiert, dass die Zahl der Notfälle bei Kindern jahreszeitlich sehr schwanke, deshalb müsse ein höherer Pauschalbetrag gefordert werden. Auch hier hat man mit der "kurzfristigen" Spende keine Freude.

Der Spender ist einigermaßen empört: "Worum geht's hier eigentlich? Nur um die Honorare. Und sicher um das Wohl der Kinder. Ich will ja nur, dass die Kinder vorerst zumindest ein Jahr weiterversorgt werden. Aber das interessiert offenbar niemanden. Mein Angebot steht jedenfalls." (Walter Müller, 4.5.2018)