Maria Vassilakou überlegt noch, wie sie geordnet ihren Rückzug bei den Wiener Grünen antritt.

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Klubchef David Ellensohn hat Vassilakou bislang den Rücken freigehalten, jetzt möchte er ihr nachfolgen.

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Joachim Kovacs ist Landessprecher, er befindet sich bereits in einer Art Vorwahlkampf.

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Peter Kraus ist Gemeinderat und Sprecher der Grünen Andersrum, er möchte sich ebenfalls um den Parteivorsitz bewerben.

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Noch befinde sich die Wiener Parteichefin Maria Vassilakou in einer intensiven Nachdenkphase, aber in ihrer Partei geht man fix davon aus, dass sie in absehbarer Zeit den Parteivorsitz zurücklegen und den Weg für einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin freimachen wird. Für den 9. Juni ist ein Landesparteitag angesetzt, bei dem bereits konkret der Fahrplan zur Übergabe beschlossen werden soll.

Es liege freilich an Vassilakou selbst, den genauen Zeitpunkt und die Umstände zu bestimmen. Die Grünen in Wien wollen es unbedingt vermeiden, dass es zu einer öffentlich durchgeführten Demontage ihrer Chefin kommt. Vassilakou steht seit 2004 an der Spitze der Wiener Grünen und sorgte für ein paar herausragende Wahlergebnisse. Seit 2010 ist sie auch Vizebürgermeisterin und Stadträtin in Wien. Bei der letzten Wahl 2015 kamen die Grünen in Wien auf knapp zwölf Prozent.

Genügend Gegner

Sosehr Vassilakou in Teilen ihrer Partei geschätzt wird, so sicher sind sich auch ihre Unterstützer, dass es eine personelle Neuaufstellung an der Spitze braucht. Ihre Gegner, und von denen gibt es auch bei den Grünen genügend an der Zahl, sehen ihre Zeit ohnedies bereits abgelaufen. Und in Wien wird sich für die Grünen die Überlebensfrage stellen: Spätestens 2020 wird in der Bundeshauptstadt gewählt, mit einem Erfolg oder Misserfolg der Wiener Grünen steht und fällt die Bundespartei.

Neues Vorwahlsystem

Drei potenzielle Nachfolger von Vassilakou haben sich parteiintern bereits in Stellung gebracht: Klubobmann David Ellensohn, Landessprecher Joachim Kovacs und Gemeinderat Peter Kraus, Sprecher der Grünen Andersrum. Offiziell hat sich noch keiner zu einer Kandidatur bekannt, inoffiziell haben alle drei schon so eine Art internen Wahlkampf gestartet.

In der Partei laufen bereits die Vorbereitungen für den Landesparteitag, dort soll auch die neue Form einer internen Vorwahl für die Parteispitze etabliert werden. Es herrscht weitgehend Einvernehmen darüber, dass sich die Grünen öffnen müssen und auch Nichtparteimitglieder mehr mitreden und mitbestimmen dürfen.

Erbitterte Widersacher

Chancen haben wohl alle drei: Ellensohn (54) ist seit 17 Jahren in verschiedenen Positionen im Wiener Rathaus aktiv, er hat Vassilakou den Rücken freigehalten, auch wenn ihm schon früher Ambitionen auf ihre Nachfolge nachgesagt wurden. Ellensohn hat allerdings auch erbitterte Widersacher. Die Gegner des Hochhausprojekts am Heumarkt verziehen ihm seinen Schwenk nicht.

Joachim Kovacs (34), im Nebenberuf Tenniscoach, ist seit 2015 Landessprecher der Grünen und viel innerhalb der Partei unterwegs. Sein Markenzeichen ist das Stirnband, das er außerhalb des Tennisplatzes trägt. Peter Kraus ist mit 31 Jahren der jüngste Herausforderer, er ist bei den Grünen Sprecher für Wirtschaft, Jugend und Lesben, Schwule, Bisexuelle und Transgender (LGBT). Er ist innerhalb der Grünen extrem gut vernetzt und bemüht sich um eine Öffnung der Partei.

Und noch ein Name

Genannt wird auch ein weiterer möglicher Kandidat, der zwar aus Wien kommt, in der Landesorganisation aber nicht so fest verankert ist wie die anderen: Albert Steinhauser war zuletzt Klubobmann der Grünen im Parlament. Er war 2017 nach dem Rücktritt von Eva Glawischnig eingesprungen. Derzeit arbeitet Steinhauser als Arbeitsrechtler bei der Gewerkschaft der Privatangestellten.

Nicht zu übersehen ist, dass alle potenziellen Kandidaten Männer sind. Daher wird erwartet, dass noch eine Frau die Herausforderung annimmt und sich dem internen Wahlprozedere stellt.

Klärung noch im Juni?

Die Neubesetzung der Parteispitze könnte noch heuer in die Wege geleitet werden, der Parteitag im Juni ist der erste Schritt. Erwartet wird, dass Vassilakou bis dahin eine Klärung herbeiführt, die es ihrer Partei ermöglicht, eine geordnete Übergabe voranzutreiben. Im Herbst könnte bereits eine Vorwahl stattfinden.

Insgesamt blicken die Wiener Grünen eher positiv auf die 2020 anstehende Landtagswahl – trotz der aneinandergereihten Wahlschlappen, die zu verdauen sind. Dass Michael Ludwig als Nachfolger von Michael Häupl die Wiener SPÖ anführt, sollte links von dieser einen Raum aufmachen, den die Grünen besetzen könnten. Voraussetzung dafür: Die Personalfragen werden rechtzeitig geklärt, damit auch programmatisch klarer gearbeitet werden kann. (Michael Völker, 7.5.2018)