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Wien – Die ÖBB wollen langfristig CO2-Neutralität erreichen und weniger Energie verbrauchen. Noch heuer erfolgt beim Bahnstrom der 100-Prozent-Umstieg auf österreichischen Strom aus erneuerbarer Energie, aktuell beträgt dieser Wert 92 Prozent. Die Umweltschutzorganisation Greenpeace unterstützt die Bahn bei der Umsetzung mit ihrer Expertise, sagte ÖBB-Vorstandsvorsitzender Andreas Matthä am Montag.

Allein in den kommenden fünf Jahren sollen durch die Maßnahmen 237.700 Megawattstunden Strom (MWh) – der durchschnittliche Jahresverbrauch von rund 67.000 heimischen Haushalten – eingespart werden, dazu kommen noch knapp 32.000 Tonnen CO2. Der Großteil der Energieeinsparung bis 2023 soll mit 191.000 MWh beim Schienenverkehr erfolgen.

"Ich finde es ganz toll, dass die ÖBB den unbequemsten Partner für so eine Kooperation gewählt haben", sagte Greenpeace-Geschäftsführer Alexander Egit. "Aber dafür den ehrlichsten", ergänzte Matthä. Drei Jahre wird Greenpeace das Projekt begleiten. Die unabhängige NGO erhält dafür kein Geld, "das ist eine Kooperation auf Augenhöhe", sagte Egit.

Stufenplan zur CO2-Neutralität

Im Fokus stehen ein Stufenplan zur Erreichung der CO2-Neutralität bis 2030 sowie Maßnahmen, um weniger Energie zu verbrauchen. Allein in den kommenden fünf Jahren sollen dadurch 237.700 Megawattstunden Strom und 32.000 Tonnen CO2 eingespart werden. Der Verkehr verursacht rund ein Drittel aller Treibhausgase und ist damit "der Klimakiller Nummer eins", sagte Egit. Eine Bahnfahrt ist 13 Mal klimafreundlicher als die gleiche Strecke mit dem Pkw und sogar 28 Mal CO2-sparender als mit dem Flugzeug.

Um das langfristige Ziel zu erreichen, setzen die ÖBB auf drei Säulen: einerseits auf den Energiemix, dazu kommt Energiesparen und als dritter Punkt eine Infokampagne für Pendler. Ab Juli wird so auf jedem ÖBB-Einzelticket die CO2-Einsparung gegenüber dem Pkw ausgewiesen. Auf der Strecke Wien-Salzburg und retour ergibt sich beispielsweise eine Einsparung von 106 Kilogramm CO2, erläuterte Egit. Fahrgäste bekommen so ein stärkeres Bewusstsein für die positive CO2-Bilanz, betonte Matthä. Außerdem sollen die rund 40.000 Mitarbeiter und die Kunden der Bahn zu "Klimahelden werden", sagte Egit. In der "Fort- und Ausbildung ist es wichtig, sich als Klimaschutzunternehmen zu verstehen", betonte der Greenpeace-Geschäftsführer.

Beim Energiemix wird 2018 zur Gänze auf "grünen Strom" umgestellt, der Großteil des Stroms wird aus Wasserkraft gedeckt. Weitere Schritte sind die Elektrifizierung weiterer Bahnstrecken, wie etwa Arnoldstein-Hermagor im Jahr 2019. Außerdem wird die Rail&Drive-Flotte schrittweise auf Elektrofahrzeuge umgerüstet. Bis Ende 2018 sollen so 22 Elektroautos zur Verfügung stehen. Beim ÖBB-Postbus wird eine neue Elektrobus-Flotte aufgebaut, in Kärnten startet der Probebetrieb bereits am (heutigen) Montag. Bis 2020 werden in Vorarlberg 20 der 25 Postbusse in Feldkirch umgestellt.

90 Prozent der Zuge strombetrieben

Rund drei Viertel des ÖBB-Streckennetzes sind elektrifiziert, etwa 90 Prozent der Personenzüge fahren mit Strom. Zu den restlichen zehn Prozent – die mit Dieselantrieb betrieben werden – zählen Bereiche, deren Elektrifizierung nicht wirtschaftlich wäre, wie etwa Bahnhöfe und der Verschub. Hier sollen alternative emissionsfreie Antriebsmodelle entwickelt werden, etwa Hybridloks.

Im Bereich Energiesparen liegt ein weiterer Schwerpunkt bei der thermischen Sanierung. Rund 6.000 Gebäude hat die Bahn. Außerdem werden an drei Standorten neue Photovoltaik-Anlagen errichtet, die drei Millionen Kilowattstunden pro Jahr liefern. Bereits heute gibt es in Wilfleinsdorf eine Fotovoltaikanlage – diese weltweit erste Anlage für 16,7 Hz Bahnstrom speist direkt in die Bahn-Oberleitung ein.

Um die Ziele zu erreichen, müssen die "rechtlichen und budgetären Rahmenbedingungen deutlich verbessert werden", sagte Egit. So sei Kerosin beispielsweise steuerbefreit, Diesel bevorzugt und der Strom der ÖBB voll besteuert. "Hier braucht es einen fairen Wettbewerb", forderte Egit. Eine Megawattstunde Bahnstrom ist so in Österreich mit 15 Euro besteuert – dem höchsten Satz in der gesamten EU. In Deutschland sind es 11,42 Euro, in den Niederlanden, Frankreich oder Spanien sind es 50 Cent, in Schweden, Dänemark oder auch Tschechien überhaupt null Cent, sagte Matthä. (APA, 7.5.2018)