Österreichische Leistungsbilanz 2017 im Überblick

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Wien – Österreichs Tourismus leistete im vergangenen Jahr wieder mit einem Plus von 8,8 Milliarden Euro den höchsten Beitrag zum Bilanzüberschuss. Mit dem Rekordwachstum der letzten Jahre konnte er allerdings nicht mithalten.

29 Millionen Touristen übernachteten 106 Millionen Mal in Österreich. Deutsche Touristen, die mit 47 Prozent rund die Hälfte aller Gäste ausmachten, gaben im Vorjahr 8,4 Mrd. Euro in Österreich aus. Die Zahlen der Gäste aus Russland, China und den USA nahmen deutlich zu.

Überschuss leicht gesunken aber stabil

Vize-Gouverneur der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) Andreas Ittner sprach bei einer Pressekonferenz von einem "stabilen und nachhaltigen Leistungsbilanzüberschuss in Höhe von sieben Mrd. Euro" für das Jahr 2017. 2016 lag der Saldo mit einem Plus von 7,5 Mrd. Euro jedoch auf leicht höherem Niveau.

Ittner betonte, dass Österreichs Außenwirtschaft im historischen Rückblick seine bisher erfolgreichste Phase durchlaufe, die seit 15 Jahren durchgängig von Leistungsbilanzüberschüssen geprägt sei. Bis zur Jahrtausendwende und der Einführung des Euro sei die Leistungsbilanz überwiegend von Defiziten geplagt gewesen.

Mit einem Überschuss von sieben Mrd. Euro – 1,9 Prozent des Bruttoinlandsprodukts – liege Österreich "klar innerhalb jenes Bereiches, der aus Sicht der Europäischen Kommission ein außenwirtschaftliches Gleichgewicht definiert", so Ittner. Deutschland war erst kürzlich für einen zu hohen Leistungsbilanzüberschuss von der EU-Kommission und anderen internationalen Organisationen kritisiert worden.

Osteuropa unersetzlicher Handelspartner

Osteuropa festigte seinen Stand als unverzichtbarer Handelspartner für Österreich: Exporte nach Mittel- und Osteuropa erreichten 2017 knapp 44 Mrd. Euro – ein Fünftel der gesamten Ausfuhren. Güter dominierten dabei und machten rund 60 Prozent der Exporte aus.

Heuer ist Österreichs Handelsbilanzdefizit bis Februar laut Statistik Austria leicht geschrumpft. Warenexporte wuchsen demnach um 4,3 Prozent, während Warenimporte leicht zurückgingen. Damit drehte in den ersten zwei Monaten der Trend gegenüber dem Vorjahr: 2017 beschleunigten sich die Wareneinfuhren noch deutlicher als die Ausfuhren, was ein Güterdefizit von 1,2 Mrd. Euro zur Folge hatte.

Dabei wuchsen die Maschinen- und Fahrzeugexporte auf knapp 57 Mrd. Euro und trieben den Güterexport damit merklich an. "Die Maschinen- und Fahrzeugindustrie ist das Rückgrat unserer Exportwirtschaft", sagte Johannes Turner, Direktor der OeNB-Hauptabteilung Statistik.

Unterm Strich entwickelten sich die Leistungsexporte zwar positiv, jedoch wuchsen die Einfuhren noch stärker: 2017 exportierte Österreich Güter, Dienstleistungen und grenzüberschreitende Einkommen im Wert von 231 Mrd. Euro, eine Steigerung von 6,8 Prozent. Importe beliefen sich hingegen auf 224 Mrd. Euro, ein Plus von 7,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Dessen Ursachen ortet Ittner unter anderem in erhöhten Energiepreisen und dem Wachstum inländischer Investitionen. (jeo, 9.5.2018)