Pablo Picassos Blumenmädchen aus der sogenannten rosa Periode: Für das Gemälde "Fillette à la corbeille fleurie" (1905) bewilligte ein anonymer Telefonbieter 115 Millionen Dollar.

Foto: Christie’s

New York – 650 Millionen Dollar: So viel lautete jener Reinerlös, den Christie’s der Familie Rockefeller bei Vertragsunterzeichnung ursprünglich in Aussicht gestellt hatte – Monate bevor das Auktionshaus mit der detaillierten Katalogisierung der rund 1600 Objekte aus der Sammlung von Peggy und David Rockefeller begann, schließlich die Marketingmaschine anwarf und eine Auswahl hochkarätiger Gemälde auf Reisen schickte.

Mehr als 20 Minuten dauerte das Bietgefecht um ein Seerosen-Bild Monets unter mehreren Telefonbietern. Am Ende erteilte Christie’s-Auktionator Jussi Pylkkänen den Zuschlag bei 84,68 Millionen Dollar (inkl. Aufgeld, 75 Mio. Meistbot).
Foto: Christie’s

Schanghai, Peking und Hongkong gehörten ebenso zu den Stationen der Präsentationstour wie Los Angeles oder London und Paris: Metropolen, wo ein Teil der vermögende Stammklientel beheimatet ist oder einen Wohnsitz unterhält.

Der logistische Aufwand und die anfallenden Kosten (u. a. Versicherung) lohnten sich, wie die erste von mehreren dieser Tage in New York anberaumten Auktionen belegt: 646,13 Millionen Dollar (inkl. Aufgeld), die von 44 hochkarätigen Kunstwerken aus dem 19. und 20. Jahrhundert eingespielt wurden.

Benefizauktion

Das ist der höchste je für einen sogenannten "Single Owner Sale" eingespielte Umsatz. Vorerst, denn bis Ende der Woche könnte durchaus auch die Ein-Milliarden-Dollar-Hürde geknackt werden.

Der Ertrag wird allerdings nicht das Vermögen des Rockefeller-Clans mehren, sondern fließt – auf expliziten Wunsch des im März 2017 verstorben US-amerikanischen Bankiers David Rockefeller – wohltätigen Zwecken zu. Profitieren wird einer Reihe von Institutionen, darunter die Harvard University oder auch das Museum of Modern Art (New York), dessen Geschichte eng mit dem Engagement der Rockefellers verbunden ist.

Blasser Picasso

Der erste Tag der Auktionsserie bescherte umgerechnet 541,38 Millionen Euro, wozu nicht weniger als acht neue Künstlerweltrekorde beitrugen. Pablo Picasso war nicht darunter, wiewohl man für "Fillette à la corbeille fleurie" (1905) im Vorfeld hinter den Kulissen darauf spekuliert haben dürfte.

Die Hürde lag bei 179,36 Millionen Dollar, die Christie’s 2015 für "Les femmes d’Alger" (1955) erzielte. Der Wettstreit um das aus der teuren rosa Periode des Künstlers stammende "Junge Mädchen mit Blumenkorb" währte keine fünf Minuten.

Nach nur einem Gegengebot erteilte Christie’s bei 115 Millionen Dollar (Meistbot 102 Mio. Dollar) oder umgerechnet 96,35 Millionen Euro einem anonymen Telefonbieter den Zuschlag. Im Ranking der weltweiten Top-Auktionsergebnisse hält das Gemälde nun Platz sieben.

Monet und Matisse für Asien

Das mit Abstand längste Gerangel rief Claude Monets "Nymphéas en fleur" hervor. Es datiert aus der zweiten Serie (1914–1917) der legendären Seerosenzucht des französischen Meisters. Vom Startgebot (36 Mio. Dollar) bis zum Zuschlag bei 84,68 Millionen Dollar (70,95 Mio. Euro) vergingen mehr als 20 Minuten. Den neuen Künstlerweltrekord bewilligte ein asiatischer Käufer. Ebenso im Falle von Henri Matisses Gemälde "Odalisque couchée aux magnolias", das im Bereich der Nettoerwartungen (70 Mio. Dollar) für 80,75 Millionen Dollar (67,65 Mio. Euro) den Besitzer wechselte.

Weitere Künstlerrekorde verzeichnete Christie’s für Giorgio Morandi ("Natura Morta", 1940: 4,33 Mio. Dollar), Edouard Vuillard ("Les rues de Paris", 1909: 3,85 Mio. Dollar), Odilon Redon ("Fleurs", ca. 1905: 4,09 Mio. Dollar), Eugène Delacroix ("Tigre jouant avec une tortue", 1862: 9,87 Mio. Dollar), Camille Corot ("Venise, vue du Quai des Esclavons", 1845: 9 Mio. Dollar) und Armand Seguin ("Les délices de la vie", 1892/93: 7,37 Mio. Dollar).

Soweit eine Zwischenbilanz, da die bis Ende der Woche laufende Auktionsserie noch einige Überraschungen bereithalten könnte. (Olga Kronsteiner, 9.5.2018)