Man sieht sie im städtischen Alltag immer wieder: Sogenannte Smartphone-Zombies. Menschen, die ihren Blick starr auf das Handy gerichtet haben und durch die Straßen laufen, ohne ihrer Umgebung große Beachtung zu schenken. In manchen Gegenden sind sie zu einem echten Problem geworden, weswegen schon eigene Gehsteigspuren eingerichtet, Bodenwarnleuchten installiert und Verbote erlassen wurden.

Einen pragmatischen und günstigeren Weg wollen die Entwickler von "Assistant SZ" beschreiten. Ihre Android-App soll mithilfe von Künstlicher Intelligenz die, die ins Handy starren, vor sich selbst schützen. Der STANDARD hat die App einem Kurztest unterzogen.

Assistant Smartphone Zombies

Gratisausgabe und Premiumversion

Herangezogen wurde die kostenlose Variante von Assistant SZ, deren Kernfunktionalität der Bezahlversion für rund drei Euro entspricht. Letztere ermöglicht allerdings Einstellungsänderungen, etwa der Lautstärke des Warntons, und kommt ohne Werbung aus. Geprüft wurde die Funktionalität auf einem zehnminütigen Rundgang sowohl im Redaktionsgebäude, als auch auf den Gehsteigen in der Umgebung bei Schönwetter.

Die Angabe der Lichtbedingungen ist deswegen relevant, weil die App auf die rückseitige Kamera zurückgreift, die bei ihrer Verwendung ständig in Betrieb ist. Was in ihrem Blickfeld ist, wird von einem klugen Algorithmus auf etwaige Gefahrenstellen analysiert. Erkannt werden sollen etwa Gehsteigkanten, Treppen oder Straßenlaternen. Mittels Ton, Vibration und vorgeschaltetem Text soll das Programm warnen, bevor es zu einem Unfall kommt, wie auch ein Video demonstriert.

Assistant Smartphone Zombies

Andere Apps sollen sich gleichzeitig problemlos verwenden lassen. Die Macher des Zombie-Assistenten geben aber zu bedenken, dass man sich nicht blind auf das Programm verlassen und trotzdem Vorsicht walten lassen sollte. Zurecht, wie sich herausstellt.

Zuverlässig, aber nervig

Die gute Nachricht: Assistant SZ erkennt tatsächlich Stiegenabsätze, Gehsteigkanten, Laternen und ähnliche Hindernisse ziemlich zuverlässig. Dass man unvorbereitet einen Bauchfleck auf den Asphalt hinlegt, ist unwahrscheinlich. Bleibt man kurz stehen, so schaltet sich die Warnung aus und die Kamera-Erkennung pausiert einige Sekunden lang, was eine recht sinnvolle Lösung darstellt.

Die schlechte Nachricht: Die App lässt sich auch von diversen anderen Dingen aus dem Konzept bringen und identifiziert sie fälschlicherweise als mögliche Gefahr. Dazu scheint mitunter ein leichtes Schachbrettmuster des Belags in der Fußgängerzone oder ein Schattenwurf auszureichen. Folglich schlägt die App nicht nur Alarm, wenn man unvermittelt in den Autoverkehr zu wandern droht, sondern macht sich teilweise alle paar Sekunden bemerkbar. Nicht ganz auszuschließen ist natürlich, dass das Programm sich mit dem spezifischen Kamera-Setup des Handys (ein Honor 9) schwer tut.

Werbemassaker

Allerdings nervt die Gratisversion auch mit ihrem überbordenden Einsatz von Werbung. Neben Textwerbung und Bannern im normalen Interface folgt fast nach jeder Warnung auch eine Videoeinschaltung, die sich erst nach ein paar Sekunden wegklicken lässt. Das erzeugt nicht nur Frust, sondern dürfte auch – zumal die dauerhafte Verwendung der Kamera ohnehin schon viel Energie verbraucht – nicht besonders günstig für die Akkulaufzeit sein.

Fazit: Derzeit unbrauchbar

So interessant die Idee wirkt, so unbrauchbar ist sie aktuell umgesetzt. Natürlich besteht die Aussicht, dass die Entwickler die Software verbessern und die genutzte KI weiter trainieren. Mit inflationären Werbeeinblendungen und hoher Fehlalarm-Rate ist die Gratis-Ausgabe aber wahrlich kein Anreiz dafür, Geld in die Premium-Version zu stecken. Man hätte sich einen Gefallen getan, die App noch eine Weile in geschlossenem Kreise zu entwickeln. (Georg Pichler, 19.07.2018)