Das abgesperrte Gelände vor dem Schulzentrum in Mistelbach.

Foto: APA/ORF / GERNOT ROHRHOFER

Mistelbach/Wien – Nach einem Schuss mit einer Schrotflinte auf einen 19-Jährigen am Mittwoch vor einem Schulzentrum in Mistelbach ist der mutmaßliche Schütze am Donnerstag stundenlang befragt worden. Der festgenommene 18-Jährige sei geständig, teilte Polizeisprecher Raimund Schwaigerlehner mit. Ermittlungen zum Motiv waren im Gange. Dem verletzten Opfer gehe es "den Umständen entsprechend gut", sagte der Sprecher.

"Man hat Indizien gefunden, die auf eine mögliche weiterführende Tathandlung hindeuten", sagte NÖ Polizeisprecher Raimund Schwaigerlehner am Donnerstag. Dies müsse aber erst geprüft werden.

Tat offenbar angekündigt

Der "Kurier" berichtete am Donnerstagabend, dass der 18-Jährige die Tat angekündigt haben dürfte. Laut der Mutter habe ihr Sohn in einem Brief geschrieben, dass er sich an zwei Burschen rächen wollte "für das, was sie ihm angetan haben".

Ihr Sohn habe sich der Familie gegenüber niemals seltsam verhalten, erklärte die Mutter des 18-Jährigen, der für wenige Monate die HAK in Mistelbach besuchte, dem Bericht zufolge. Er habe damals selbst die Schule verlassen wollen, von Problemen mit Mitschülern habe er nicht gesprochen. "Er war bis jetzt immer ein ganz normaler Jugendlicher, zwar immer sehr ruhig, aber psychisch stabil meiner Meinung nach", hieß es demnach in einer Stellungnahme der Frau. Es breche ihr das Herz und sie mache sich schreckliche Vorwürfe, nichts gemerkt zu haben.

Nach derzeitigem Erkenntnisstand kannten sich der 18-Jährige und das Opfer nicht, es gab den Angaben zufolge auch keine Beziehung zwischen dem mutmaßlichen Schützen und der Schule.

Baikal-Flinte

Der Beschuldigte aus dem Bezirk Mistelbach hatte laut Ermittlungen des Landeskriminalamtes Niederösterreich die Schrotflinte samt Munition Tage zuvor in einem Waffengeschäft gekauft, die Waffe der Kategorie D war auf ihn registriert. Es handle sich um eine Baikal-Flinte, bestätigte Schwaigerlehner einen "Heute"-Onlinebericht.

Zum Tathergang teilte die Polizei mit, der 18-Jährige sei am Mittwoch gegen 13.45 Uhr vor einem Schulzentrum in Mistelbach auf den um ein Jahr Älteren zugegangen und habe "ohne Vorwarnung" einen Schuss abgegeben. Danach sei er geflüchtet und habe die Schrotflinte und Teile seiner Bekleidung in der Nähe des Tatortes zurückgelassen. Die Waffe wurde von der Polizei sichergestellt. Der Schüler aus dem Bezirk Gänserndorf wurde ins Spital gebracht. Er wurde mehrmals von Schrotkugeln getroffen, auch im Gesicht, konnte aber von der Polizei befragt werden. Das Opfer habe "keine gravierenden Verletzungen" erlitten, teilte die Exekutive mit.

Verdächtiger stellte sich

Eine Alarmfahndung nach dem Verdächtigen blieb erfolglos. Der 18-Jährige stellte sich am Mittwoch gegen 20.45 Uhr bei einer Polizeiinspektion in Wien-Floridsdorf. Bei der Festnahme standen Kräfte des Landeskriminalamtes Niederösterreich, des Einsatzkommandos Cobra und der Landespolizeidirektion Wien im Einsatz. Der 18-Jährige wurde laut Schwaigerlehner noch in der Nacht das erste Mal einvernommen. Am Donnerstag wurde er erneut befragt und sollte im Laufe des Tages in die Justizanstalt Korneuburg eingeliefert werden. Bei einer Hausdurchsuchung wurde eine Gaspistole gefunden.

Gegen den Grundwehrdiener wird wegen Verdachts des Mordversuchs ermittelt. Einvernommen wurden auch Zeugen aus dem Bereich der Schule. Durchleuchtet werden sollen zudem Telefon- und Internetdaten des 18-Jährigen. Er soll auf Facebook Bilder von sich mit Waffen und im Bundesheer-Gewand gepostet haben. Die Ermittlungen seien noch im Laufen, "die Auswertung von Beweismitteln ist noch nicht abgeschlossen", sagte Schwaigerlehner. (APA, 10.5.2018)