Iranische Streitkräfte hatten von Syrien aus israelische Militärposten auf den Golanhöhen angegriffen.

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Nach Angaben des israelischen Verteidigungsministers Avigdor Lieberman wurde "nahezu die gesamte iranische Infrastruktur" beschossen. Er hoffe, dass die "Episode" nun vorbei sei und "jeder verstanden hat".

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Benjamin Netanjahu zu Besuch bei Wladimir Putin am Mittwoch. Moskau hat bisher nichts getan, um dem israelischen Wunsch Folge zu leisten, die Rolle des Iran und seiner Stellvertreter in Syrien zu beschneiden.

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Und wieder ist etwas passiert, was zu erwarten war – und dennoch Schockwellen erzeugt, vor allem aber auch Angst und Sorge vor einer neuen Entwicklung im Nahen Osten, die nicht mehr zu kontrollieren ist. Israel hat ja schon vor längerer Zeit damit begonnen, die iranische Militärpräsenz in Syrien zu attackieren: Einer dieser Angriffe kam kurz, nachdem US-Präsident Donald Trump den Ausstieg aus dem Atomdeal mit dem Iran verkündet hatte. Die Botschaft ist klar: Druck auf den Iran von jeder Seite, politisch und militärisch wird der Iran in die Zange genommen.

Der iranische Gegenschlag war erwartet worden, wohl auch, dass er eher symbolisch ausfallen würde, von schwacher militärischer Relevanz, und auf dem Golan, also nach (nicht nur) iranischem Verständnis nicht auf israelisches, sondern besetztes Gebiet. Die Iraner mussten dennoch wissen, was sie taten: Wenn denn die Meldungen stimmen – diesen Zusatz sollte man für jede Wendung der aktuellen Ereignisse mitdenken –, dann war die israelische Antwort in der vergangenen Nacht, fast die gesamte iranische Infrastruktur in Syrien zu zerstören.

Netanjahus Moskau-Reisen

Zuvor war Israels Premier Benjamin Netanjahu bei Präsident Wladimir Putin in Russland, der ihn in den vergangenen Monaten bitter enttäuscht hat: Trotz aller diplomatischen Formeln über das Verständnis für israelische Sicherheitsbedürfnisse hat er nichts getan, um dem israelischen Wunsch Folge zu leisten, die Rolle des Iran und seiner Stellvertreter in Syrien zu beschneiden. Israel ist bedacht darauf, nicht direkt mit den Russen in Syrien in Konflikt zu geraten, aber hat auch da härtere Töne angeschlagen, seit die Russen die Luftabwehr des Assad-Regimes weiter aufgepeppt haben.

Die neue Eskalation kommt im Rahmen eines zu Ende gehenden Krieges: Sieben Jahre nach dem Ausbruch der ersten Proteste hat das Assad-Regime den Krieg gewonnen, durch externe Hilfe von Russland und dem Iran, aber das ändert nichts an den Fakten. Diese sind im Grunde auch jene Staaten bereit, hinzunehmen, die 2011 rasch auf die Chance aufgesprungen sind, Assad – und damit den iranischen Einfluss in Syrien und im Libanon – loszuwerden: die USA, Saudi-Arabien, die Türkei und auch Israel, das an der Grenze sogar sunnitische Jihadisten in Kauf nahm, wenn sie nur Anti-Assad und Anti-iranisch waren. Es hat alles nichts genützt, Assad ist noch immer da – und mit ihm der Iran.

Damit findet sich Israel nicht ab und ist nun bereit, dafür auch in eine militärische Konfrontation zu gehen. Dabei hat es nicht nur die Unterstützung der USA unter Donald Trump im Rücken, sondern zumindest stillschweigend auch jene aller antiiranischen Kräfte in der arabischen Welt. Eine neue Phase der Unsicherheit und der Auseinandersetzung im Nahen Osten beginnt. (Gudrun Harrer, 10.5.2018)