Kopenhagen – Im Kampf gegen den Abstieg wird es für Österreichs Nationalmannschaft bei der Eishockey-WM in Dänemark ernst. Im Doppel gegen Frankreich am Freitag und Weißrussland am Samstag (jeweils 16.15 Uhr/live ORF Sport +) entscheidet sich, ob Österreich erstmals seit 14 Jahren den Klassenerhalt schafft. Aufgrund des Punktgewinns gegen die Schweiz könnte ein Sieg reichen.
Kapitän Thomas Hundertpfund und Co. haben im Turnierverlauf gegen Olympiasieger Russland und Weltmeister Schweden (jeweils 0:7) Lehrstunden in Sachen Weltklasse erhalten. Aber gegen die Schweiz (2:3 n.V.) und die Slowakei (2:4) auch gesehen, dass gegen Mannschaften eine Klasse darunter an guten Tagen etwas zu holen ist. Die Erfahrungen gilt es nun umzusetzen und vor allem mit der Intensität der gestandenen A-Nationen Schritt zu halten.
Keine Ausreden
"Jetzt fängt das Turnier richtig an, das sind die zwei Schlüsselspiele. Wenn wir in der A-Gruppe bleiben wollen, muss man da gewinnen, da gib es keine Ausrede. Da verlangt es aber ein bisschen mehr von uns allen", erklärte Michael Raffl. "Wir müssen noch kompakter sein", forderte er ebenso wie Fehler zu vermeiden. "Im eigenen Drittel kann man keinen blinden Pass in die Mitte spielen, das wird auf diesem Niveau abgefangen und bestraft", betonte der NHL-Stürmer.
Schweden sei kein Maßstab gewesen. "Abhaken und move on", sagte Raffl, der sich optimistisch gibt: "Ich sehe das noch immer positiv. Gegen die Schweiz haben sie (Anm.: noch ohne Raffl) super gespielt, die zweite Hälfte gegen die Slowakei hat richtig gut ausgeschaut." Auch Verteidiger Stefan Ulmer gab sich nach der Abfuhr durch Schweden kämpferisch. "So schnell wie möglich vergessen und auf die wegweisenden Spiel fokussieren. Der Wille ist da", sagte der Schweiz-Legionär.
Big Game
Teamchef Roger Bader besprach und analysierte mit der Mannschaft am Mittwoch die bisherigen Spiele. Der Kampf um den erstmaligen Klassenerhalt seit Prag 2004 beginnt aber erst jetzt wirklich. "Wir wissen, dass für uns die WM jetzt richtig beginnt mit diesem Spiel gegen Frankreich. Das ist ein Big Game gegen einen direkten Konkurrenten", sagte Bader, der noch auf der Suche nach der optimalen Linien-Zusammenstellung ist.
Während Österreich kein Testspiel in der WM-Formation bestreiten konnte, sind die Franzosen laut Bader seit Beginn der Vorbereitung fast komplett zusammen. Für die Franzosen spricht auch die Erfahrung. Sie waren 2008 der bisher letzte Aufsteiger, der den Klassenerhalt geschafft hat und nun schon seit zehn Jahren stets gegen die Besten der Welt spielen kann. Im Vorjahr verpassten sie bei der Heim-WM den Einzug ins Viertelfinale nur knapp.
Vergleich
Ein Vorteil für Österreich ist, dass Raffl und Co. am Donnerstag einen Ruhetag hatten, während die Franzosen gegen die Slowakei im Einsatz waren. Frankreich ging mit drei Punkten aus dem Sieg gegen Weißrussland (6:2) in das Slowakei-Spiel.
So wie Österreich hat auch Frankreich einen NHL-Spieler in Kopenhagen dabei. Yohann Auvitu, Verteidiger der Edmonton Oilers, ist einer von vier französischen NHL-Legionäre. Der nächste steht schon in den Startlöchern. Der 18-jährige Flügel Alexandre Texier ist im Vorjahr als erster Spieler direkt aus der französischen Liga gedraftet worden, die vergangenen Saison spielte der WM-Debütant aber bei KalPa Kuopio in Finnland.
Mit dem Turnier in Dänemark geht für das französische Eishockey auf jeden Fall eine Erfolgsära zu Ende. Teamchef Dave Henderson gibt seine Abschiedsvorstellung und tritt nach 14 Jahren zurück. Nachfolger des 66-jährigen Kanadiers ist Philippe Bozon, der erste französische Spieler in der NHL (160 Partien für die St. Louis Blues). (APA, 10.5.2018)