Linz – Voestalpine-Chef Wolfgang Eder warnt vor mehr Protektionismus für den Fall von US-Stahlzöllen, dieser könnte das Wachstum schwächen. Zur weiteren Entwicklung bei den Strafzöllen meinte er im "Kurier"-Interview (Donnerstagausgabe): "Wir gehen davon aus, dass sich die Situation ähnlich wie 2002 und 2003 entwickelt, das heißt, dass man bald einsehen wird, dass ein Handelskrieg niemandem nützt."
Die USA profitierten von europäischem Know-how, Investitionen und anspruchsvollen Arbeitsplätzen. Die voestalpine habe in den letzten Jahren 1,4 Milliarden Dollar (1,18 Mrd. Euro) in den USA investiert und 3.000 Arbeitsplätze geschaffen. "Wir sind aber jedenfalls auf jedes Szenario vorbereitet und wären durch Strafzölle auch nur überschaubar betroffen."
Das Marktumfeld für die europäische Stahlindustrie sieht er angesichts des breiten Wirtschaftswachstums grundsätzlich positiv. Es sei ein Umfeld, nicht nur in Europa, "wie wir es seit 2007 nicht mehr hatten". Wenn die Verunsicherung durch die US-Strafzölle nicht wäre, könnte man davon ausgehen, "dass die Situation noch einige Zeit anhält". Andererseits habe sich die wirtschaftliche Entwicklung in den letzten Jahren von der politischen Entwicklung tendenziell entkoppelt. Fälle wie der Brexit, die Krim-Krise oder Syrien hätten sich vor 20 Jahren viel massiver auf die Wirtschaft ausgewirkt als heute.
Ein Thema sei bedrohlich: "Wenn die US-Zölle kommen, könnten sich die Warenströme ändern und Stahl aus China, Russland, der Türkei und anderen Länder in Massen nach Europa kommen und diesen letzten freien Markt zuschütten. Da muss sich die EU wappnen, sie wäre dann gezwungen, etwas Ähnliches wie die Zölle aufzubauen. Und wenn es dann global mehr und mehr protektionistische Maßnahmen gibt, wird sich das Wirtschaftswachstum sehr rasch abschwächen." (APA, 10.5.2018)