16 Wohnungen in kompakten Größen sind geplant.

Visualisierung: Nussmüller Architekten ZT

In Stanz im steirischen Mürztal gibt es seit kurzem nach fünf Jahren wieder einen Nahversorger im Zentrum. Für kleinere Besorgungen – das Päckchen Milch und frisches Gebäck zum Beispiel – müssen die Stanzer nun nicht mehr ins Auto steigen. Das belebt das Ortszentrum: "Nun sieht man plötzlich wieder Menschen mit Einkaufssäcken in Stanz", sagt Bürgermeister Friedrich Pichler von der Bürgerinitiative "Für ein lebenswertes Stanz".

Einen Nahversorger zurück nach Stanz zu bringen sei ein "Mega-Aufwand" gewesen und habe "Zeit und Nerven" gekostet. Am Ende wurde für Stanz eine individuelle Lösung gefunden und die Nahversorgung mit einem sozialen Dienst kombiniert. Die Mitarbeiter des Supermarkts fahren nun mittags auch das Essen auf Rädern aus. Sie beliefern nicht nur, sie sorgen in manchen Seniorenhaushalten auch für Abwechslung – und holen, so Pichler, alte Menschen aus ihrer Isolation.

Neue Wohnungen im Zentrum

Das soll erst der Anfang gewesen sein. Denn das Leben soll dauerhaft ins Zentrum von Stanz zurückkehren. Daher fahren nun die Bagger auf. Inmitten vom Ortszentrum werden zwei Holzbauten, geplant von Nussmüller Architekten ZT, entstehen, die insgesamt 16 Wohnungen beherbergen. Acht Starterwohnungen für die Jungen, acht Seniorenwohnungen, allesamt mit kompakten Grundrissen und zwischen 42 und 52 Quadratmeter groß. Der Supermarkt wird hier dann ins Erdgeschoß ziehen.

Ohne solche Wohnmöglichkeiten würde es die jungen Leute ins Mürztal hinausziehen. "Und dann kommen sie nicht mehr retour", so Pichler. Als Bauträger für das Wohnprojekt fungiert die Siedlungsgenossenschaft Ennstal, die die Einheiten im Baurecht übernimmt. Im Idealfall, so Bürgermeister Pichler, sind die Arbeiten in zwölf bis 14 Monaten abgeschlossen.

Warum Holz? "Ein Ziegelbau wäre einfacher gewesen", gibt Pichler zu. Allerdings sei man im Mürztal umgeben von Holz, daher habe der Baustoff besser gepasst. Die Nachfrage zeige sich heute schon.

Neues Gemeindeamt

Das erklärte Ziel der Gemeinde lautet, eine Verbauung der Grünflächen, über die Stanz noch verfügt, mit Einfamilienhäusern zu verhindern und stattdessen nachzuverdichten: "Es kann nicht der Weisheit letzter Schluss sein, dass wir alle Wiesen verbauen", so Pichler. Der Bedarf wäre allerdings vorhanden, kostet der Baugrund in Stanz doch nur ein Drittel von jenem in Kapfenberg.

Auch das Gemeindeamt wird in den nächsten Monaten saniert. Hier soll ein neuer Gemeindesaal entstehen, der künftig multifunktional genutzt werden kann, beispielsweise von den Senioren zum Turnen. Bei 4,8 Millionen Euro liegt das Investitionsvolumen für Wohnungen und Gemeindeamt insgesamt.

Knallgrüne Bankerln

In Stanz tut sich auch abseits von Neu- und Umbau etwas: Der Soziologe Rainer Rosegger hat den Ort im Rahmen des "Lokale Agenda 21"-Projekts begleitet und versucht, die Bürger zu motivieren, Zukunftsaussichten zu entwickeln. So wurden Konzepte für leerstehende Erdgeschoßflächen entwickelt. Entstanden sind etwa ein Kost-nix-Laden und eine mit Palettenmöbeln ausgestattete Dorfwerkstatt, die für Veranstaltungen genutzt werden kann.

Außerdem wurden knallgrüne Bänke im Ort verteilt, sogenannte Hupf-auf-Bankerln. Wer dort sitzt, würde gern mit dem Auto ins nahe Kindberg mitgenommen werden, erklärt er: "Früher war es auf dem Land normal, dass man mitgenommen wurde." (zof, 12.5.2018)