In "Im Zentrum" am Sonntag ging es um das Erbe des Jahres 1968.

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Es war die Zeit, als "uns eingeredet wurde, Selbstbefriedigung würde blind machen", erinnert sich Chris Lohner an die aufklärerische Notwendigkeit der 68er-Bewegung. Neben ihr sitzt Ökonom Christof T. Zellenberg, der jedoch Bedenken hat. Auch das Abflachen von Hierarchien, das Musical Hair, Rudi Dutschkes Wunschworte ("Kein Krieg, kein Hunger") scheinen ihm eher fremd.

Sein historischer Exkurs lässt es jedenfalls vermuten: Bei der Aufklärung setzt Zellenberg an und geht über zur Französischen Revolution, in der er die Mutter aller Nationalismen und Sozialismen sieht. Dann Marx, Erster Weltkrieg und Hitler ... Bei dessen Nennung endet die Geduld von Moderatorin Claudia Reiterer. Zellenberg kommt nicht dazu, in allem, was er als Politgeißeln der Menschheit erkennt, Vorläufer der 68er zu erblicken.

Erhitzte Gemüter, der Plausch gerät auf Seitenpfade

Egal. Die Gemüter sind längst erhitzt, es gerät der Plausch bisweilen auf Seitenpfade. Wer mitten Im Zentrum dazukommt, landet bei einer Debatte über Abtreibung. In seiner Chaotik wirkt der Talk jedoch spannend und irgendwie originell seltsam. Kommunarde Rainer Langhans bekundet, Sex sei einst nicht so im Vordergrund gestanden. Erst später habe man die "alten bürgerlichen Ekstasetechniken" erprobt.

Und wenn er schon dabei ist: Die Kleinfamilie sei das Übel; endlich würde sie pulverisiert durch soziale Medien: "2,2 Milliarden Freunde in der Welt, das gab es noch nie", jubelt der Veteran, während Zellenberg kopfschüttelnd für die Kleinfamilie kämpft und Soziolo- gin Marina Fischer-Kowalski mahnt, theoriemäßig nicht zu übertreiben! Reiterer war sichtlich froh, irgendwann abmoderieren zu dürfen. Es hätte aber durchaus länger dauern dürfen. (Ljubisa Tošić, 14.5.2018)