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Viel Zuspruch für die Partei und ihren Chef gab es am 1. Mai: Christian Kern auf dem Wiener Rathausplatz. Zumindest die Funktionäre scheinen sich wohlzufühlen.

Foto: AP/Zak

Wien – Es wird dieser Tage wieder gesudert in der SPÖ, aber eher vereinzelt. Und nicht in und aus der Partei, sondern drumherum. Der TV-Manager Gerhard Zeiler, der wie Christian Kern als möglicher Nachfolger von Werner Faymann im Gespräch war, beklagt die mangelnde Wandlungsfähigkeit der Sozialdemokraten, Bruno Aigner, der ewige Querdenker, die mangelnde Bodenhaftung, und der ehemalige steirische Landeshauptmann Franz Voves schimpft über die "Wohlfühlpartei der Funktionäre".

Tatsächlich scheinen sich Funktionäre und Sympathisanten wohlzufühlen, die Aufmärsche der SPÖ zum 1. Mai waren dicht besetzt wie lange nicht mehr, interne Veranstaltungen sind bestens besucht, und Kern ist immer noch ein Renner, wenn man das an den Selfie-Orgien der Fans mit ihm misst.

Aufatmen bei den Grünen

Gerade Michael Ludwig als Wiener Bürgermeister ist auch ein Signal der Bodenhaftung. Kern kann gut mit ihm leben, selbst wenn er Andreas Schieder als Stadtparteichef präferiert hätte. Ludwig steht für einen Rechtsruck der Sozialdemokraten, dennoch wird auch er sich scharf von der FPÖ abgrenzen, so wie das die gesamte Bundespartei derzeit mit Inbrunst tut – die Genossen im Burgenland einmal ausgenommen. Dass links der SPÖ ein Plätzchen frei werden könnte, wird vor allem die Grünen in der Bundeshauptstadt freuen.

Die Zeit bis zur Landtagswahl 2020 in Wien bleibt Kern für eine Neuaufstellung. Auch wenn Parteiprogramm und Strukturreform nur für eine Handvoll Politikbegeisterte interessant erscheinen mögen, muss diese Arbeit erledigt werden. Kern ist durchaus klar, dass seine Partei nicht optimal aufgestellt ist, weder personell noch inhaltlich. Vor allem in der zweiten und dritten Reihe ist eine Müdigkeit eingekehrt, die der Partei wieder ausgetrieben werden muss. Da helfen inhaltliche Eckpunkte, noch besser aber die richtigen Feindbilder: Da ist die SPÖ mit Kanzler Sebastian Kurz und Vizekanzler Heinz-Christian Strache großzügig bedient. (Michael Völker, 15.5.2018)