Wien – In der Causa um eine Frau, die mit 17 in einem von der Kirche betriebenen Landesheim in Niederösterreich von einem Priester geschwängert wurde, hat es kirchenintern Konsequenzen gegeben. Wie erst jetzt bekannt wurde, wurde der betreffende Priester, der seit zwei Jahren in einer Pfarre in Wien unter anderem in der multikulturellen Jugendarbeit tätig ist, bereits suspendiert.

Ganz normales Prozedere

Dies sei, so Michael Prüller, Sprecher von Kardinal Christoph Schönborn, auf Nachfrage des STANDARD, "das ganz normale Prozedere, sobald es derartige Vorwürfe gibt". Da die Frau, die sich auch an die von Waltraud Klasnic geleitete Opferschutzanwaltschaft wendete, in den nächsten zwei bis drei Wochen nicht erreichbar ist, werde es bis dahin auch keine weiteren Entwicklungen in dem Fall geben, weswegen man nun auch mit der betreffenden Pfarre gesprochen habe, so Prüller: "Da es länger dauern könnte, muss man den Menschen dort ja sagen, was los ist."

Der Sprecher des Kardinals räumte ein, dass die Formulierung "mehrmonatige Affäre" in der ersten Aussendung der Kirche zu der Causa nicht glücklich gewählt war. Sollte das den Eindruck erweckt haben, "man gebe der Frau eine Mitschuld, so tut uns das leid", so Prüller. Das neutralere Wort Beziehung wäre zutreffender, wobei eine Beziehung eben auch missbräuchlich sein kann. Prüller betont, dass man bei Missbrauchsvorwürfen immer auch zu einer Anzeige rate, die strafrechtliche Ermittlungen nach sich ziehe. "Das würde die Sache für uns erleichtern", so Prüller.

Tatsächlich bereitet die Plattform Betroffener kirchlicher Gewalt eine Anzeige gegen den Pfarrer vor, wie DER STANDARD am Montag auf Nachfrage erfuhr.

Die heute 41-jährige Frau gab außerdem an, 1996, ein halbes Jahr nach der Geburt, von der Kirche gezwungen worden zu sein, ihrer Zwillinge zur Adoption freizugeben. Dabei soll Kardinal Schönborn, der damals Bischof war, eine Rolle gespielt haben. Schönborn räumte zwar ein, von dem Fall damals gewusst zu haben, eine Involvierung in das Adoptionsverfahren weist die Erzdiözese Wien aber strikt von sich. Man habe lediglich auf den Priester eingewirkt, dass er sich finanziell um die Kinder kümmere. (Colette M. Schmidt, 14.5.2018)