Arnold Schwarzenegger und Sebastian Kurz beim Handshake.

Foto: APA/GEORG HOCHMUTH

Wien – Es ist ein heilloses Spektakel: Auf der Leinwand treiben Kinder auf einem Boot durch die stürmische See, über ihnen und um sie herum vergeht die Welt in der Apokalypse: Häuser, Autos und Straßen werden niedergespült, untermalt von Paukenschlägen und den Wiener Sängerknaben, die durch das Publikum ziehen und eine Hymne auf den Weltuntergang singen. Was an "The Day after Tomorrow" erinnert, ist der Auftakt des R20 Austrian World Summit am Dienstag in der Wiener Hofburg. Das Thema: der Klimawandel und mögliche Initiativen für "climate action", wie das Schlagwort der Konferenz lautet.

Die Aufmachung der Konferenz passt zu deren Veranstalter, Arnold Schwarzenegger, der sie als "Gipfel der Action Heroes" bezeichnet. "Wir sind die Klimakreuzritter. Wir sind die Gewinner", verkündet der Ex-Gouverneur. Ganz kann er sich auch den Vergleich mit dem Bodybuilding nicht verkneifen. "Wie beim Gewichtheben brauchen wir auch beim Klimaschutz mehr Selbstvertrauen, um in die Offensive zu wechseln", sagt Schwarzenegger zu den rund 1.200 Gästen in der Hofburg.

Gut aufgelegter "Arnie"

Und auch sonst erlaubt er sich einige Scherze: Seine Ärzte hätten ihm bei der Operation gesagt, er müsse am Leben bleiben, denn als einziger Republikaner mit Herz sei er Teil einer "aussterbenden Art". Schon vor der Konferenz hatte er im Kanzleramt darüber gesprochen, dass er seine Organe gespendet hätte, wenn die Operation schief gegangen wäre. "Mein Herz soll Donald Trump bekommen, denn er hat kein Herz. Das Hirn möge der Umweltminister bekommen, denn das fehlt ihm. Und die Eier bekommt der Kongress, denn die fehlen ihm", sagte Schwarzenegger.

1.200 Politiker, Wirtschaftstreibende und Aktivisten aus aller Welt nehmen an dem Gipfel teil.
ORF

Daneben findet Schwarzenegger auf der Konferenz doch auch konkrete Worte zum Klimaschutz: Mehr als 90 Prozent der Menschen seien verschmutzter Luft ausgesetzt, rund sieben Millionen würden an den Folgen dieser Belastung jährlich sterben. "Das sind mehr Tote als durch Aids, als durch Tuberkulose", sagt der 70-Jährige und bezieht sich dabei auf eine aktuelle Studie der WHO.

Von Aktivisten gestört

Neben der Hollywood-Atmosphäre am Beginn des Gipfels sorgt auch ein anderes Ereignis für Aufmerksamkeit: Als Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) als erster Sprecher den Weg zum Podium nimmt, baut sich vor ihm eine Gruppe junger Aktivisten auf, die der NGO "System Change, not Climate Change" angehören. Während vier Aktivisten Transparente in die Höhe halten, kommt eine Sprecherin neben Kurz zum Mikrofon: "Fossile Energien werden immer noch mit Milliarden gefördert, der Bau der dritten Piste am Flughafen trägt zu mehr Umweltschäden bei", kritisiert sie das Programm der Regierung.

Kurz tritt dann doch noch ans Mikrofon: "Das Statement zeigt, dass Klimaschutz ein Thema ist, das emotionalisiert und bewegt", erklärt der Kanzler. Wirtschaft und Klimaschutz würden sich nicht gegenseitig ausschließen. Es gehe nicht um Wachstum oder Nachhaltigkeit, sondern um "nachhaltiges Wachstum".

Anlässlich des Gipfels hagelt es auch vom WWF Kritik an der Regierung: "Klimaschutz darf sich nicht in PR-Aktionen und Sonntagsreden erschöpfen, sondern erfordert konkrete Maßnahmen und Budgets", sagt Hanna Simons, Leiterin der Natur- und Umweltschutzabteilung der NGO. Österreichs Klimabilanz sei verheerend. Der CO2-Ausstoß steige anstatt zu sinken.

Prominente Gäste

Neben Kurz und Schwarzenegger kam auch Bundespräsident Van der Bellen zu Wort. Der Pariser Klimavertrag sei zwar historisch, "ob er reicht, ist aber nicht sicher", stellte Van der Bellen fest. Der Umstieg von fossilen auf CO2-neutrale Energien sei leicht gesagt, "aber nicht weniger als eine neue industrielle Revolution", eine Revolution die man schaffen müsse und schaffen werde.

Prominent vertreten war die Konferenz unter anderen durch UN-Generalsekretär Antonio Guterres, der norwegischen Premierministerin Erna Solberg und EU-Kommissions-Vizepräsident Maros Sefcovic.

CO2-Mindestpreis

Umweltministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) sprach sich auf dem Gipfel für einen CO2-Mindestpreis auf europäischer Ebene aus. Dieser Mindestpreis sollte einerseits neben dem Emissionshandel eingeführt werden und zugleich so hoch sein, dass die gewünschten Lenkungseffekte eintreten. Mit den lukrierten Geldern soll in den Klimaschutz investiert werden.

Unterstützung bekam Köstinger von der französischen Staatssekretärin Brune Poirson. Auch sie trat für einen "ambitionierten" Preis ein, und zwar von 25 bis 30 Euro pro Tonne CO2. (Jakob Pallinger, 15.5.2018)