Es gibt so einige Dinge, die beliebter sind als die Gebühren für öffentlich-rechtlichen Rundfunk. So forderte die FPÖ in der Vergangenheit immer wieder, die GIS-Gebühren abzuschaffen. Die Neos sammelten dafür über 100.000 Stimmen, momentan kann auch ein von der christlichen Kleinstpartei CPÖ gestartetes Volksbegehren unterschrieben werden. Im Fahrwasser dieser Initiativen haben sich allerdings auch dubiose Anbieter breitgemacht. Ein Beispiel dafür ist die Seite "Petition.jetzt", die sich als legitime Online-Petition "zur Abschaffung der GIS-Gebühren" ausgibt.

Die Seite gibt sich als politische Initiative gegen GIS-Gebühren aus.
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Hoch gereiht

Wer auf Google nach einer entsprechenden Online-Petition sucht, landet rasch auf der Seite. Sie wird aufgrund ihrer Schlagwörter recht hoch gereiht. Dort ist das ORF-Logo, von Darts-Pfeilen getroffen, zu sehen. Die Forderungen sind die bekannten: Gebühren abdrehen, parteipolitischen Einfluss verringern und den öffentlich-rechtlichen Auftrag stärken. Mehr als 60.000 Menschen sollen die Petition bereits online unterzeichnet haben.

Als "Sponsor" ist ein dubioses Online-Casino aktiv.
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"Kostenlose-online-casinos.at"

Doch tatsächlich dürfte es sich bei der Initiative um eine Falle handeln. So wird als "Sponsor" der Seite ein Online-Casino angegeben. Wer sich vom Newsletter abmelden will, den man nach seiner Unterstützungserklärung automatisch erhält, wird ebenfalls auf "kostenlose-online-casinos.at" geleitet. Die Seite wird auch ganz offen auf der Facebook-Seite der Petition angegeben.

Die dazugehörige Facebook-Seite hat mehr als 40.000 Fans.
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Auch auf Facebook erfolgreich

In dem sozialen Netzwerk hat die Seite, die dort auch gegen Kammerbeiträge protestiert, bereits mehr als 43.500 Fans gesammelt. Die Facebook-Page macht nicht nur gegen ORF-Gebühren Stimmung, sondern auch gegen Flüchtlinge, Sozialdemokraten, Grüne oder die "Lügenpresse". Dabei erhalten einzelne Beiträge hunderte Shares, wodurch sich die Reichweite der Seite rasch vergrößert.

Die einzelnen Beiträge werden teils hunderte Male geteilt.
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Spur führt nach Moldau

Wer steckt hinter der Seite? Die Spur führt nach Moldau. Dort ist die Domain registriert, ebenso das Online-Casino-Angebot. Offenbar hat sich ein junger Programmierer, der auch im Kryptowährungsgeschäft aktiv ist, die Masche einfallen lassen. Das erinnert an die ersten Fake-News-Seiten auf Facebook, die vor allem von Mazedoniern betrieben wurden. Sie sammelten Klicks, um Geld für Werbeanzeigen zu lukrieren.

Empfehlenswert ist jedenfalls, vorab zu überprüfen, wem man persönliche Daten übermittelt. Über aktuelle Volksbegehren kann man sich etwa auf der Webseite des Innenministeriums informieren. (Fabian Schmid, 15.5.2018)