Diese Woche versucht sich Doris Knecht im Krafttraining mit Langhanteln. Wer es richtig angeht, stärkt dabei nicht nur die Muskeln, sondern auch Sehnen, Bänder und Knochen.

Foto: Irina Gavrich

Ich war bei Kawina Eath beim Krafttraining. Mit ihrem Bruder Kacheata hat sie vor gut einem Jahr in der Wiener Lindengasse ein kleines Studio eröffnet, die "Leibesübung". Kawina Eath ist 39, sie hat drei Kinder. Sie war immer schon sportlich, mit Krafttraining begann sie vor vier Jahren: "Nach drei Monaten habe ich das erste Mal an mir sichtbare Bauchmuskeln erkannt. Das hat mich motiviert, dranzubleiben." Also begann sie mit Ausbildungen zur Health-, Fitness- und Personaltrainerin, zum Functional-Strength-Coach.

Kraft: Das war die längste Zeit Männersache. Kraft- und Langhanteltraining, Muskelaufbau: Kerletraining. Das weibliche Körperideal dagegen war: schlank, zart, kindhaft. Bisschen hilfsbedürftig. Muskeln galten als unschön, muskulöse Frauen als peinliche Mannweiber.

Das hat sich radikal geändert. Neben Ausdauer sind Stärke und Muskeln nun die Fitnessziele vieler Frauen. Und: Dass Frauen jetzt Stärke zeigen dürfen, dass Männer auch weich sein dürfen – das ist mehr als eine Fitnessmaxime, das verändert auch das Verhältnis zwischen den Geschlechtern.

Frau und Freihantel

Die Leibesübung bietet neben anderem ein spezielles Krafttraining für Frauen an, in Gruppen mit maximal sechs Teilnehmerinnen. "Frauen trauen sich zu wenig zu", sagt Eath, "und in den Fitnessstudios wagen sie sich oft nicht in den männerdominierten Freihantelbereich." Deshalb schafft Eath einen "geschützten Rahmen", in dem sie als diplomierte Wirbelsäulentrainerin höchsten Wert auf richtige Haltung legt – und auf fröhliches Motivieren: "Entenarsch machen!"

Wer mit Gewichten falsch trainiert, kann viel ruinieren, vor allem den Rücken. Korrektes Krafttraining ist aber sehr gesund: Es stärkt den Rücken, Sehnen, Bänder, Gelenkknorpel und als Osteoporoseprophylaxe die Knochen. Eine gute Figur macht es, in Kombination mit vernünftiger Ernährung, übrigens auch. "Weil der Körper lieber Muskeln als Fett hergibt, wenn diese nicht sinnvoll – durch Widerstandstraining – genutzt werden. Mehr Muskeln verbrennen mehr Kalorien", erklärt Eath.

Damit man seine neuen Muskeln irgendwann auch sieht, braucht es einen aktiven Lebenswandel und mindestens zwei wöchentliche Trainingseinheiten. Der Erfolg wird allerdings schnell spürbar: Schon beim zweiten Langhanteltraining hob ich beim rumänischen Kreuzheben und beim Bankdrücken wesentlich mehr Gewicht als beim ersten Mal: Bei den Kniebeugen waren es bereits 80 Prozent meines Körpergewichts. Hohe Intensität, so viele Wiederholungen, wie man gerade noch schafft – und dann noch eine mehr.

Stark zu sein ist befriedigend. Gerade für Frauen. Zu spüren, wie viel Kraft man hat, wenn man sie braucht: Das macht auch mental etwas mit einem. Eine schaffst du noch ... Jjjja!(Doris Knecht, RONDO, 30.5.2018)

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