Hongkong – Die gewaltsame Festnahme eines Hongkonger Journalisten in Peking sorgt für scharfe Kritik in der südchinesischen Sonderverwaltungszone. Der Fernsehreporter Chui Chun Ming hatte am Mittwoch versucht, in der chinesischen Hauptstadt einen Menschenrechtsanwalt zu interviewen, als er von Polizisten festgenommen und verletzt wurde.

Auf Fernsehbildern war zu sehen, wie Polizisten den Journalisten zu Boden drücken und in einen Polizeitransporter zerren. Chui berichtet für den Hongkonger Fernsehsender Now TV aus Peking. Journalisten aus dem Ausland und der chinesischen Sonderverwaltungszone Hongkong sind bei ihrer Arbeit in China in der Regel weniger starken Einschränkungen unterworfen als ihre chinesischen Kollegen.

Chui wurde nach vier Stunden aus dem Gewahrsam entlassen und in ein Krankenhaus gebracht, um Verletzungen an Stirn, Handgelenken und Knien untersuchen zu lassen. Nach Angaben von Now TV musste er vor seiner Freilassung einen Brief unterzeichnen, in dem er eine "radikale Reaktion" auf die Polizeikontrolle und eine "Einmischung in eine öffentliche Aufgabe" gestand. Der Sender zeigte sich "äußerst" verärgert über die Festnahme und beklagte eine "unangemessene und gewaltsame Behinderung" seiner "rechtmäßigen Berichterstattung aus Peking".

Verletzungen durch Tritte und Schläge

Erst vor vier Tagen war ein anderer Journalist aus Hongkong in China von zwei Männern mit Tritten und Schlägen verletzt worden, als er über den zehnten Jahrestag des verheerenden Erdbebens in Sichuan berichten wollte. Wie Hongkonger Medien unter Berufung auf Einheimische berichteten, hatten die Männer Verbindungen zur Regierung.

Chui wurde laut den Fernsehaufnahmen von den Polizisten angehalten und um seinen Presseausweis gebeten, als er zu einer Anhörung des Pekinger Anwaltsvereins gehen wollte. Bei der Anhörung sollte es laut Now TV darum gehen, ob dem Menschenrechtsanwalt Xie Yan Yi die Zulassung entzogen werden soll. Xie ist einer der Anwälte, die 2015 im Zuge einer Festnahmewelle gegen Juristen und Aktivisten festgenommen worden waren.

Als Chui nach der Kontrolle um die Rückgabe seines Ausweises bat, wurde er von mehreren Polizisten zu Boden gedrückt. Zwei Männer in Zivilkleidung drehten ihm die Arme auf den Rücken und drückten seinen Kopf nach unten. Anschließend wurde er in Handschellen in den Polizeitransporter gesetzt. Auch Xie wurde in einem Polizeiauto weggefahren.

Der Hongkonger Journalistenverband forderte China auf, "unzivilisierte" Aktionen und eine "Unterdrückung" der Berichterstattung zu unterlassen. Der Verein der Auslandskorrespondenten in China verlangte ein "sofortiges Ende der Gewalt gegen Journalisten in China".

Die Hongkonger Behörden verurteilten den Polizeieinsatz zunächst nicht. Auf Fragen von Journalisten sagte Verwaltungschef Matthew Cheung, die Behörden müssten erst einmal den Sachverhalt klären. Die Hongkonger Regierung sei aber "sehr besorgt" um die Sicherheit ihrer Reporter. (APA, AFP, 16.5.2018)