Ob Italien, Deutschland, Frankreich oder Österreich – um nur einige EU-Länder zu nennen: Die Regierungen dieser Staaten haben es in den vergangenen Jahrzehnten sträflichst vernachlässigt, die Schadstoffbelastung in ihren Städten effektiv herunterzufahren.

400.000 Menschen sterben europaweit jährlich nach Berechnungen der EU-Kommission an den Folgen der giftigen Luft in den Städten. Brüssel hat lange zugeschaut, dann gemahnt und nun einige Länder geklagt.

Jetzt werden die Politiker zwar nicht vor Angst erzittern, aber sie spüren langsam, dass der Druck steigt und sie mit ihrer Verhätschelung der Autolobby bald in einer Sackgasse landen könnten. Es wächst eine Generation nach, die schon ganz andere Wertmaßstäbe ans Leben anlegt als den Besitz und die Inbetriebnahme von teuren vier Rädern.

Wie wenig Eindruck das auf Politiker macht, zeigt sich auf lokaler, aber durchaus exemplarischer Ebene: Die Grazer Universität kommt jetzt in einer profunden Studie zu dem Schluss, dass eine Citymaut eine Schadstoffreduktion um 20 Prozent bringen würde. Der Grazer Bürgermeister Siegfried Nagl (ÖVP) und der steirische Verkehrslandesrat Anton Lang (SPÖ) wollen dies erst gar nicht diskutieren: Eine Citymaut komme nicht infrage, denn das sei für die Autofahrer zu teuer. Man ist verleitet anzumerken: Kinder mit Asthma und alte Menschen mit Herz- und Kreislauferkrankungen zu behandeln kommt offenbar billiger. (Walter Müller, 17.5.2018)