Bei Norbert Steger kann man sich auf sein Talent verlassen, die Dinge durch ungeschicktes Verhalten zu versemmeln.

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Nun gut, Stiftungsratsvorsitzender, also praktisch Aufsichtsratschef des ORF, ist jetzt Norbert Steger. Ein FPÖler mit langer Karriere, der fälschlich einmal für "liberal" gehalten wurde – nur weil er vor mehr als 30 Jahren von Jörg Haider als Parteichef gestürzt wurde. Jetzt ist wieder alles gut, und Steger soll den ORF jetzt wohl im Sinne der "konservativen Konterrevolution" (Herbert Kickl) umdrehen.

Der von der FPÖ entsandte ORF-Stiftungsrat Norbert Steger ist am Donnerstag zum neuen Vorsitzenden des ORF-Stiftungsrats gewählt worden. In der ZiB2 sagte Steger, er rechne mit einem neuen ORF-Gesetz. Dabei müsse die Polik darüber entscheiden, wie der ORF künftig finanziert werden soll.
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Stegers medienpolitische Äußerungen sind von hoher Qualität: Zu Armin Wolf sagte er, dieser solle nicht so "unbotmäßig" seine Interviewfragen an die Titanen unserer Politik stellen; die Auslandskorrespondenten des ORF wollte Steger um ein Drittel kürzen, weil jener in Ungarn angeblich so "unausgewogen" über Viktor Orbán berichtet haben soll. Jener Viktor Orbán, der jetzt ankündigte, mit der liberalen Demokratie in Ungarn sei nun aber wirklich Schluss und es komme die illiberale Demokratie – und dessen Politik allen demokratischen und europäischen Prinzipien widerspricht. Nicht zuletzt seine Zerstörung von kritischen Medien.

Partei für einen Orbán zu ergreifen ist ein klares Zeichen dafür, dass man selbst eine Orbánisierung wünscht. Bei Steger kann man sich allerdings auf sein Talent verlassen, die Dinge durch ungeschicktes Verhalten zu versemmeln. Die Frage lautet, ob nicht Türkis für den ORF gefährlicher ist als Blau. Die Pläne des türkisen Medienministers Gernot Blümel, den ORF teilweise an die Privaten auszuliefern, gehen da möglicherweise mehr ans Eingemachte. Während Steger im Vordergrund droht, werkt Blümel im Stillen. (Hans Rauscher, 17.5.2018)