Salzburg – Die Salzburger Pfingstfestspiele stehen im kommenden Jahr unter dem Motto "Voci celesti – Himmlische Stimmen" und werden sich dem Andenken der großen Kastratenstimmen widmen. Das teilten die Salzburger Festspiele am Freitag in einer Aussendung mit. Im Zentrum steht Georg Friedrich Händels Oper "Alcina", in der Cecilia Bartoli die Hauptrolle singen wird.

"Im Namen der Kunst verstümmelte man Tausende von Knaben – eine fürchterliche Tradition, die über Jahrhunderte gepflegt und nur selten infrage gestellt wurde", sagte Bartoli, die künstlerische Leiterin der Salzburger Pfingstfestspiele, über ihre Programmidee. Sie habe überlegt, ob man die künstlerischen Großtaten dieser Epoche überhaupt feiern und die Musikstücke aufführen solle. "Für mich liegt die Antwort auf der Hand: Ja, absolut." Aber man müsse das Phänomen auch aus anderen Blickwinkeln beleuchten und den problematischen Kontext zur Diskussion stellen.

Bei der Auswahl der Stücke für das Pfingstfestival 2019 hat sich Bartoli einmal mehr als musikalische Perlentaucherin erwiesen. Eröffnet wird mit "Alcina" in einer Neuinszenierung von Damiano Michieletto, der schon 2014 in Salzburg für Rossinis "La Cenerentola" verantwortlich zeichnete. Philippe Jaroussky wird als Ruggiero auf der Bühne stehen. Händel hatte die Rolle 1735 dem Kastraten Giovanni Carestini auf den Leib geschrieben. Gespielt wird "Alcina" vom Orchester Les Musiciens du Prince – Monaco, es singt der Salzburger Bachchor.

Erstmals seit der Uraufführung beider Opern im Jahr 1735 kann das Publikum neben Händels "Alcina" auch das Konkurrenzstück "Polifemo" von Nicola Porpora hören. Die musikalische Leitung dieser halbszenischen Aufführung wird George Petrou innehaben, es musizieren Armonia Atenea und der Bachchor Salzburg. Max Emanuel Cencic singt nicht nur die Hauptrolle des Ulisse, sondern wird auch für die szenische Einrichtung verantwortlich zeichnen.

Beim Galakonzert "Farinelli & Friends" am Samstag werden neben der Pfingst-Intendantin viele bekannte Opernstars Arien, Szenen und Duette von Händel, Porpora, Johann Adolph Hasse und Riccardo Broschi – dem Bruder von Carlo Broschi, der unter dem Künstlernamen Farinelli zum Opernstar des Barock aufgestiegen war – singen. Die Moderation des Abends hat Rolando Villazon übernommen. Ein Podiumsgespräch wird das Thema Kastraten musikhistorisch, sängerisch und medizinisch beleuchten. Dazu ist der 1994 entstandene Film "Farinelli – Il Castrato" im "Das Kino" zu sehen.

Im Konzertprogramm werden außerdem Antonio Caldaras selten gespieltes Oratorium "La morte d'Abel" und das berühmte Stabat Mater von Giovanni Battista Pergolesi sowie jenes von Arvo Pärt zu hören sein. Abgeschlossen wird das Pfingstfestival mit einem ganz besonderen Auftritt: Bartoli konnte den Päpstlichen Chor der Sixtinischen Kapelle – die Cappella Musicale Pontificia Sistina – nach Salzburg einladen. (APA, 18.5.2018)