Steve "Woz" Wozniak übt Kritik an Merkels Vergleich zwischen Rinderfütterung und Künstlicher Intelligenz.

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Es gibt einen Boom im Bereich der Künstlichen Intelligenz, attestierte die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel hinsichtlich der Digitalstrategie ihrer Regierung. Einen Boom, den man nicht verpassen dürfe. Die Menschen bräuchten sich nicht vor der Verwendung von Daten zu fürchten. Denn, so Merkel, Künstliche Intelligenz ohne Zugang zu vielen Daten sei so, als hätte man Kühe und würde sie nicht füttern.

Ein Vergleich, dem Apple-Mitgründer und IT-Veteran Steve Wozniak wenig abgewinnen kann. In einem Interview mit Business Insider geht er mit der Kanzlerin hart ins Gericht. Sie wisse nicht, was Künstliche Intelligenz sei.

Datenaustausch schränkt Freiheit ein

"Sie hat nicht verstanden, dass Künstliche Intelligenz nicht das Gleiche wie menschliche Intelligenz ist", führt Wozniak aus. Man brauche nicht zwingend große Datenmengen, um zu Entscheidungen zu kommen. Überhaupt mache ein zu freizügiger Austausch von Daten "uns zu Subjekten von anderen", so das Branchenurgestein weiter. "Das gefällt mir nicht. Ich will, dass Menschen eigenständig und frei sind."

Angesprochen auf seine Kritik an Autobauer Tesla, dem er unterstellt, regelmäßig Versprechen an Kunden zu brechen, reagiert er beschwichtigend. "Alle Firmen lügen auf einem gewissen Level, um Geld zu verdienen", sagt Wozniak. Trotz dessen möge er sein Auto und würde nie wieder auf einen Wagen mit Verbrennungsmotor umsteigen. Auch der deutschen Autobranche zolle er trotz des VW-Dieselskandals "höchsten Respekt" und hoffe darauf, dass Mercedes auch bald ein elektrisches Auto auf den Markt bringe.

Zerschlagung von IT-Riesen manchmal notwendig

Das Vorgehen der EU-Kommission gegen IT-Riesen wie Facebook, Apple und Google aufgrund deren Steuerpraxis begrüßt der in Tech-Kreisen auch "Woz" genannte Geschäftsmann hingegen. "Ich denke, Firmen sollten die gleichen Steuern zahlen, wie arbeitende Menschen", meint er. Reichen Unternehmen und Industriellen unterstellt er, Regierungen in ihrem eigenen Sinne zu "bestechen", um die Regeln bzw. Steuern in ihrem Sinne auszugestalten.

Dennoch sei er nicht sauer, weil Apple versuche, möglichst "null Steuern" zu zahlen. Wer weltweit Geschäfte mache, sucht nach dem günstigsten Weg dafür, ehe des die Konkurrenz tue, weil dies im Interesse der Investoren sei. Darauf gebe es keine einfache Arbeit, aber vielleicht könne diese Problematik durch so etwas wie ein "globales Finanzsystem" oder einer Entwicklung wie Bitcoin eines Tages gelöst werden.

Es seit wichtig, dass Firmen sich keine unfairen Vorteile verschaffen könnten, daher sollten Staaten nötigenfalls härter gegen sie vorgehen. Kartellklagen gingen dabei nicht weit genug. Wozniak könne sich auch vorstellen, dass es manchmal sinnvoll sei, einen großen IT-Konzern zu zerschlagen.

Wozniak würde Autowaschroboter bauen

Würde er heute als junger Entwickler anfangen, etwas Revolutionäres zu schaffen, würde er wohl in die Robotik gehen, überlegt Wozniak. Möglicherweise würde er versuchen, einen humanoiden Roboter zu erschaffen, der bei Haushaltsarbeiten hilft.

"Roomba (Anm. d. Red.: Ein Staubsaugerroboter) ist ein gutes Beispiel. Ich würde so etwas bauen, nur mit viel umfassender Programmierung. Mit Deep Learning könnte man eine Maschine bauen, die einem zum Beispiel das Auto Quadratzentimeter für Quadratzentimeter wäscht, während man schläft. Ich würde gerne so ein Gerät bauen, aber für einen günstigen Preis." (red, 18.05.2018)